Sven Bergmann: Arbeitsgemeinschaft, bloß von gestern?
Aber zum Unterschied von damals gerieten sie in die Gewalt konkurrierender Nationalstaaten, die in ständigem friedlichen und kriegerischen Kampf um die Macht lagen. Dieser Konkurrenzkampf schuf dem neuzeitlich-abendländischen Kapitalismus die größten Chancen. Der einzelne Staat musste um das freizügige Kapital konkurrieren, das ihm die Bedingungen vorschrieb, unter denen es ihm zur Macht verhelfen wollte. Aus dem notgedrungenen Bündnis des Staates mit dem Kapital ging der nationale Bürgerstand hervor, die Bourgeoisie im modernen Sinn des Wortes. Der geschlossene nationale Staat also ist es, der dem Kapitalismus die Chancen des Fortbestehens gewährleistet; solange er nicht einem Weltreich Platz macht, wird also auch der Kapitalismus dauern.1
Wenn ein goldenes Zeitalter ausgerufen wird und das wirksamste Mittel, dieses Ziel zu erreichen Zölle sein sollen, ist vielleicht die beste Alternative, zunächst einmal geistig Atem zu holen und Abstand zu gewinnen. Schon einmal haben die wechselseitige Abschottung einzelner Staaten und der Primat nationaler Egoismen in den Abgrund geführt und nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 unendliches Leid über die Erde gebracht.
Mitten- im Schlachtenlärm holen Handelsämter, Handelskammern, Politiker und Kriegsschriftsteller zur Organisation des wirtschaftlichen Widerstandes aus. Man nennt das: den Frieden vorbereiten. Ein mitteleuropäischer, ein westeuropäischer, ein panamerikanischer, vielleicht ein russisch-ostasiatischer Wirtschaftsblock, all das taucht aus dem Zwielicht der Kriegsläufte auf. Diesen trustartigen Gebilden soll, sobald ihnen der Friede den Lebensodem eingeflößt hat, der große Vorteil innewohnen, dem Gegner mit ganz andern Machtmitteln zu begegnen, als es die alten einzelstaatlichen Einrichtungen vermochten. Vor dem Kriege ging das Streben der Staaten nach Meistbegünstigung und offener Tür; jede Hemmung wurde als Versuch der Kaltstellung, der Einkreisung empfunden. Das soll nun anders werden. Da der Weltkrieg keine Lösung bringt, versucht man den Weltboykott. Man hat dafür manches Vorbild. Vor allem: die Kontinentalsperre Napoleon.2
Es ist ein untrügliches Zeichen für die Fehlsteuerung des Kapitalismus in der Praxis, wenn es wenigen Oligarchen gelingt, märchenhafte Gewinne zu realisieren und gleichzeitig ihre Dienstleister unter Brücken schlafen müssen. Bei funktionierendem Wettbewerb und einer funktionierenden Ordnungspolitik dürfte es solche Verwerfungen gar nicht geben. Aber wen stört das schon, wenn Peter Thiel, der nie viel gearbeitet hat, aber immer gut vernetzt und einen richtigen Riecher für kommende Marktchampions hatte, tolldreist Monopole preist. Und mit ihren durch Arbeit nicht gerechtfertigten Megavermögen kaufen sich Oligarchen weltweit Macht und Meinungsmacht, übernehmen Zeitungen und Verlage, verschaffen sogenannten NGOs das Spielgeld, um Menschen in ihre Richtung zu drehen und setzen Politiker und Parteien unter Druck, die bekanntlich immer ein Problem haben: finanzielle Engpässe. Donald Trumps Kabinett der Raubtiere stellt alles in Frage, was bisher als Lehren aus dem 19. Jahrhundert, dem ungezügelten Walten roher Kräfte und den Lehren der beiden Weltkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezogen worden waren. Eine regelbasierte internationale Zusammenarbeit, die zumindest in ihrem Anspruch für alle Teilnehmer am internationalen Handel gleiche Spielregeln vorsah, selbst wenn die Wirklichkeit gelegentlich deutlich von diesem Anspruch abwich.
Dieser Staat, der auf Diplomatie und Imperialismus gestellt ist, dessen Form und Wesen zum großen Teil aus diesen beiden Tendenzen der Selbstbehauptung durch alle Mittel und der Übervorteilung andrer Gemeinwesen durch alle Mittel hervorgingen, dieser Staat steht, so wie er heute ist, in einem radikalen Gegensatz zu den beiden Ideen, die, wie mir scheint, dem Völkerbunde zu Grunde liegen sollten: zur Idee der unbedingten Heiligkeit des Rechts und zur Idee der unbedingten Heiligkeit der menschlichen Arbeit.3
Von einem „wohlmeinenden Hegemon“ (Charles Kindelberger) kann man angesichts von Donald Trumps Aktionismus, sämtliche Regeln des internationalen Handels unter Vorbehalt zu stellen, kaum mehr sprechen. Noch schwerer wiegt, daß die gesamte Argumentation der MAGA Politik ausschließlich auf Ressentiments baut und kaum die wirklichen Kräfte des internationalen Handels und des mit diesem unverbrüchlich verbundenen unhintergehbaren technischen Fortschritt analysiert:
und zwar sind es ganz bestimmte, dauernd wirksame Ursachen, Grundtatsachen der modernen Wirtschaft, die gleichzeitig den Zerfall der mittelalterlichen Organisationen und die Herrschaft der zwei Tendenzen zur Vergrößerung und zur Spezialisierung der einzelnen Arbeitsprozesse herbei führten: die großen Entdeckungen, da überall neue Märkte und Rohstoffe gefunden wurden, die großen Erfindungen, die immer gewaltigere Maschinen und Hilfsmittel erforderten, die ungeheure Vermehrung der Menschheit, die die Massenfabrikation möglich und nötig machte, schließlich, alles beherrschend und durchdringend, das unerhört vermehrte und verflüssigte Kapital und die Ausbreitung der kapitalistischen Wirtschaftsform über die ganze Erde.4
Wie nachhaltig der „Totengräber der Handelsordnung“ sein wird und was nach dem Wüten von Abrißbirnen und Kettensägen noch Bestand haben wird, bleibt abzuwarten.5 Kommt dann die Guillotine auch zurück? Immerhin lohnt sich der Blick auf alternative Konzepte globaler Ordnung, die, mit einer ähnlichen Herausforderung konfrontiert, die wirklichen Mächte und Kräfte ins Auge fassen, um eine Lösung anzudeuten. Eugen Rosenstock-Huessy stellte 1920 das Konzept der „Arbeitsgemeinschaft“ vor, „ein Vorkriegswort“, „dessen Geschichte geschrieben zu werden verdiente“.6 Ernüchtert durch die Auswüchse des „liberalen“ 19. Jahrhunderts und erschüttert in der Menschenmühle des 1. Weltkriegs deutete er einen alternativen Entwicklungspfad an. Und anders als bisher in der Literatur angedeutet, geht sein Konzept weit über den engeren Rahmen der Erwachsenenbildung hinaus.
Waren und Maschinen sind nicht „du selber“. Es wird aber immer wieder in der Nationalökonomie so hingestellt, als ob Dienste aller Art auch in die Quanten des Rechnungsexempels eingerechnet werden könnten, das sich auf Heller und Pfennig berechnen ließe. Solange Sie diesen Ihren Kollegenirrtum aus der Wirtschaftslehre weiterschleppen, nämlich daß Dienste in Geld abgegolten, dargestellt und verstanden werden können, kann der Weltfriedensdienst nicht funktionieren. Denn dann ist er ja bezahlbar. Man kauft sich Söldner, wie Friedrich Wilhelm I., für den Weltfriedensdienst. Und alles ist in Ordnung.7
Die Zukunft der Arbeitsgemeinschaft
Es mag überraschend klingen, aber der heute geläufige Begriff der „Arbeitsgemeinschaft“ war Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu inexistent. In Goethes Sprachuniversum fehlt er ganz. Recherchen in großen Datenbanken zeigen, daß der Begriff erst in den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg in Gebrauch kam. In marxistischer Weltsicht klang dieser Begriff schon prinzipiell hohl, da Kapital und Arbeit als unversöhnliche Größen definiert wurden. Vor allem in technischen, medizinischen und bildungspolitischen Zusammenhängen kommen Ende des 19. Jahrhunderts Arbeitsgemeinschaften auf, nahm der Begriff einen rasanten Aufschwung. Für die immer arbeitsteiligere Großforschung in den Natur- und Geisteswissenschaften sprach Theodor Mommsen 1890 von „Arbeitsgemeinschaften”. Mit seiner philologischen Bedachtsamkeit hat der junge Eugen Rosenstock diese Indikatoren registriert und systematisch erwogen, welche gesellschaftlichen Kräfte hinter diesem Aufstieg stehen. Zweifellos erreichte der Begriff seinen Zenit rund um die Revolution von 1918, also im Übergang vom monarchischen Obrigkeitsstaat zur demokratischen Nachkriegsordnung. Schon als Zeitgenosse hatte Eugen Rosenstock konstatiert:
Zum Wesen der Arbeitsgemeinschaft gehört es – soll dies wichtigste Wort der letzten zwei Jahre überhaupt einen geistigen Sinn behalten - , daß ihrem innerstem Wesen verschiedene Menschen sich um des Friedens und der Vereinigung willen zusammen an einen Tisch setzen.8
Eugen Rosenstocks erstes „politisches“ Buch nach der kopernikanischen Wende des Philologen und Historikers mit Blickrichtung auf das dritte Jahrtausend, die planetarische Zukunft, schließt mit drei Prognosen für das Dritte Jahrtausend und das obwohl 1920 das 20. Jahrhundert noch kaum begonnen hatte! Diese drei Kapitel tragen unter dem Mantel „Im Frieden“ die Überschriften „Arbeitsgemeinschaft“, „Die Tochter“ sowie „Menschheit und Menschengeschlecht“. In ihnen beschreibt der Autor wesentliche Tendenzen gesellschaftlicher Entwicklung. Knapp einhundert Jahre später verblüfft die Treffsicherheit – auch der Begriff der Prophetie fiel in diesem Zusammenhang – mit der der Autor wesentliche Tendenzen aus der Fülle der Wirklichkeit destillieren konnte.
Im folgenden wollen wir uns dem Begriff der Arbeitsgemeinschaft nähern, der zwar verschiedentlich schon thematisiert worden ist, ohne aber dessen Bedeutung und historische Dimension zu erfassen.9 Dabei bietet gerade dieser Begriff einige bisher übersehene Einblicke in die Schreibstube und die Arbeitsbibliothek des frühen Soziologen. Gerade der unscheinbare und heute allgegenwärtige Begriff der Arbeitsgemeinschaft ist alles andere als gewöhnlich. Es bleibt richtig: Das der Volksbildung eigentümliche Mittel der Bildung – gegenüber den bisherigen Mächten der geistlichen und der akademischen Bildung – ist die Arbeitsgemeinschaft.10 Aber die Arbeitsgemeinschaft im Verständnis Eugen Rosenstock-Huessys geht weit über diese „pädagogische“ Verankerung in der Erwachsenenbildung hinaus. Im Kern geht es für ihn um die „Politische Bildung“ der Gesellschaft über den bisherigen dominierenden nationalen Kontext der Bildung hinaus. Dies demonstriert er fundamental an einem Satz: „Es soll nicht ein Volk darben, das andere prassen.“11 Hatten bisher die Geistlichkeit und die Akademiker als Vormund des Volkes bestimmt und sind in dieser Form vom Volk auch anerkannt worden, so sei diese Konstellation seit der Revolution von 1918 hinfällig und das nicht nur in Deutschland. Die patriarchale Ordnung habe ihre „natürliche“ Autorität eingebüßt. Bevor wir diesen Gedanken weiter ausführen, widmen wir uns zunächst einmal dem zeitgenössischem Umfeld. Wann taucht der Begriff erstmals auf, in welchem Kontext wird er benutzt und was ist das Neue was in diesem Begriff zum Ausdruck kommt?
Begriffsgeschichte Arbeitsgemeinschaft
Eine Generation bevor Alfred Müller-Armack 1946 den Begriff der „Sozialen Marktwirtschaft“ „mit großem S“ prägte, deutete Eugen Rosenstock Huessy auf die besondere Konjunktur des Begriffs der Arbeitsgemeinschaft hin, just in dem Moment, des Übergangs des monarchischen (elitären) Obrigkeitsstaats zur demokratischen (Massen-) Gesellschaft. Im zeitgenössischen Begriff der Arbeitsgemeinschaft verdichtete sich für ihn eine Entwicklung, die nach der seelischen Bildung durch die Geistlichkeit des ersten Jahrtausends und der auf naturwissenschaftlichen Erkenntnis beruhenden akademischen Bildung des zweiten Jahrtausends eine neue Lage ergeben hatte. Entsprechend tauchte der Begriff der Arbeitsgemeinschaft weder bei Luther noch bei Goethe oder sonst vor Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Ja, erst in dessen letzten Drittel finden sich vereinzelt Belege, bevor der Begriff dann nach 1900 geradezu explosionsartig Verbreitung fand.
Einer der ersten Belege überhaupt ist vielleicht weniger überraschend als bezeichnend. Der Schüler und Student Eugen Rosenstock war in einem Ausmaß begeistert von Wissenschaft und Forschung, wie wir uns das heute kaum mehr vorstellen können. Und es dürfte nicht zu gewagt sein, in Theodor Mommsen und Heinrich von Treitschke seine frühen wissenschaftlichen Fixsterne zu erkennen. Für Treitschkes Deutsche Geschichte erstellte der Schüler eigens ein Register und er wird auch die anderen Beiträge Treitschkes in seiner Bibliothek gesammelt haben. Treitschkes fünfbändige „Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert“ verklärte die preußische Perspektive auf die Reichseinigung von 1870/71, nahm aber auch durch seine umfangreichen Archivstudien für sich ein. Ganze Generationen von Studenten waren begeistert von seiner heroischen Darstellung der Studentenbewegung im Kampf gegen Napoleon, in der Revolution von 1848 und dann wieder in den drei Kriegen zur Reichsgründung. Hier war die Weltgeltung deutscher Wissenschaft und Forschung auf ihrem Zenit vor dem ersten Weltkrieg schwarz auf weiß in Worte gefaßt. Vielleicht noch prägender für den Schüler war der in Charlottenburger Nachbarschaft wirkende Althistoriker Theodor Mommsen, der für seine dreibändige „Römische Geschichte“ 1902 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, als erster Deutscher überhaupt! Bis heute gilt das Werk als literarischer Klassiker der antiken Geschichte, vergleichbar Jacob Burckhardts „Die Zeit Constantins des Großen“ oder dessen bekanntestem Werk: „Die Kultur der Renaissance in Italien“. Jedenfalls erschien 1905 eine Ausgabe von Reden und Aufsätzen Mommsens in der dieser auf die Arbeitsgemeinschaft in der wissenschaftliche Forschung hinwies, und das just in seiner Antwort auf die Antrittsrede von Adolf von Harnack vor der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften:
Ich meine ihre Gabe, jüngere Genossen zu fruchtbarer Arbeitsgemeinschaft zu gewinnen und bei derjenigen Organisation, welche die heutige Wissenschaft vor allem bedarf, als Führer aufzutreten.12
Dabei hob er besonders die Leistungen Harnacks hervor, die Gegenwart verständlich zu machen, indem er „die gegensätzliche Verschmelzung“ der griechisch-römischen Civilisation mit dem im Orient wurzelnden Christentum verständlich mache.13 Schon 1889 war Max Webers Doktorarbeit zur „Handelsgesellschaft im Mittelalter“ erschienen, die gleich an mehreren Stellen auf die Arbeitsgemeinschaft verweist, die sich aus den ursprünglicheren Familienunternehmen herausentwickelt hatte.
Das ökonomische Problem, diese industriellen Vereinigungen durch die Generationen hindurch zu erhalten, war auch das legislatorische Problem der Zunftstatuten. Zweifellos tritt in den ersten Stadien der Entwicklung der Güterumsatz gegen die Produktion zurück, und wir werden demgemäß eine kräftige Entwicklung der Arbeitsgemeinschaften erwarten, speziell der Familiengemeinschaften; - d.h. die Familie ist die natürliche Basis der industriellen Gemeinschaft, und nur die von den Vätern auf die Söhne und Enkel sich fortsetzende straffe Zusammenfassung der großen Kapitalien konnte deren Machtstellung Dauer verleihen.14
Die Arbeitsgemeinschaften und noch die späteren großen industriellen Associationen haben in ihren ersten Entwicklungsstadien ein auch der Familie eigentümliches Moment, den gemeinsamen Haushalt, mit seinen Konsequenzen in sich aufgenommen, die Familie aber hat sich als Societät konstituiert…15
Die Beziehungen der Arbeitsgenossen waren der Natur der Sache nach dem Verhältnis zwischen Gliedern eines Familienhaushalts ähnlich, und andererseits war der Familienhaushalt, wollte er zugleich Grundlage eines Gewerbebetriebes sein, genötigt, seine Buchführung, sein Auftreten nach außen, kurz: alle in vermögensrechtlicher Beziehung erheblichen Momente, nach Art einer Gewerbegesellschaft zu gestalten. So koinzidierten bei beiden die rechtlich-relevanten Momente. Nur daß bei der Familiengemeinschaft die Grundlage der gemeinsame Haushalt, schon a priori besteht, welcher bei der Arbeitsgemeinschaft inter extraneos erst gewillkürt und geschaffen werden muß.16
Ein weiterer instruktiver Beleg verweist auf Goethes Wilhelm Meister, der Eugen Rosenstock sehr vertraut war, denn er zitierte ihn 1919 selbst beim Rückzug aus seiner Leipziger juristischen Professur.
Anläßlich der Darstellung der idealen Gesellschaft in Goethes Wilhelm Meister wird der Lastträger Christophorus geschildert, der singend mit seiner Last über die Berge geht. In seiner Gestalt wird die schwerste körperliche Arbeitsleistung symbolisiert – und diese fundamentale Arbeitsleistung wird von der Gesellschaft in besonderer Weise gefeiert und vergütet, daß sie mit ganz besonderer Freudigkeit ausgeführt wird. In der Schöpfung dieser symbolischen Gestalt hat Goethe die ganze Weite seines sozialen Horizontes offenbart: Von Tausenden, die auf den Höhen der Wissenschaft oder der Kunst stehen, wird heute die soziale Frage mit der aristokratischen Redensart abgetan: „Es muß eben immer Leute geben, die schmutzige und grobe Arbeit verrichten.“ Damit hat man sein Gewissen beruhigt und sein Zimmer gelüftet von dem Geruch armer Leute. Goethe aber beweist sich darin als ein wahrhaft universeller Genius, daß er, ein Fürst im Reiche des Geistes, voll tiefer Pietät erkennt, daß auch die höchste Kultur ihre Lebensbedingung in der treuen Arbeitsgemeinschaft, dem Zusammenwirken bis hinab zum schlichtesten Lastträger hat und daß gerade das Leben dieses „Letzten“ in besonderer Weise erleuchtete sein muß vor dem Danke all derer, die seine Mühe zu höherer Arbeit frei gemacht hat.17
Die Schrift von Friedrich Wilhelm Förster „Christentum und Klassenkampf“ ist ähnlich instruktiv wie der Sammelband Theodor Mommsens. Förster bringt viele Beispiele der sozialen Frage und des englischen Lösungsversuchs der Hochschulausdehnung (Toynbee Hall u.a.), mit dem sich die Pioniere der Erwachsenenbildung Eugen Rosenstock und sein Heidelberger Studienfreund Werner Picht intensiv beschäftigt haben. Unter anderem verweist er auf die höheren Töchter aus dem Londoner Westend, die sich den Anordnungen ihrer wohlhabenden Eltern widersetzen, um Studien in den schmutzigen, verwahrlosten Ghettos des Eastends zu betreiben. Darüber hinaus gleicht das Verständnis des Christentums, das Förster anmerkt, frappierend dem Ansatz Eugen Rosenstock-Huessys:
Das Christentum kann in unserem „realistischen“ Zeitalter nur dadurch wieder Gehör gewinnen, daß wir Christus nicht nur von oben predigen und seine Autorität für alle Gebiete menschlichen Handelns verkündigen, sondern vor allem dadurch, daß wir induktiv von einzelnen konkreten Lebensproblemen ausgehen und zeigen, daß sie aus ihrer eigensten Natur heraus zu den Lösungen drängen, die allein die christliche Religion darbietet – und daß sich ohne die geistigen Kräfte und Einsichten, die von dieser Seite kommen, zu völlig unentwirrbaren Konflikten auswachsen müssen.18
Ebenfalls auf die wirtschaftliche Bedeutung des Begriffs Arbeitsgemeinschaft verweist 1909 Richard Ehrenberg in dem von ihm herausgegebenen Thünen Archiv.19 Allerdings hat der Begriff bei Ehrenberg eine gänzlich andere Bedeutung, da dieser sich auf die Arbeitsgemeinschaft des jeweils einzelnen Betriebs beschränkt und nicht die nationale oder planetarische Dimension der modernen Arbeitswelt einbezieht. Mit seiner angeblich exakten, objektiven Ökonomik und seiner Nähe zu fördernden Unternehmern zog sich Ehrenberg insbesondere die Kritik Max Webers zu.
Der Kulturwissenschaftler Kurt Breysig auf den Eugen Rosenstock-Huessy verschiedentlich verweist, definiert die Arbeitsgemeinschaft vor dem Weltkrieg vollkommen anders und zweifelt wegen der steigenden Mechanisierung die Zukunft von Arbeitsgemeinschaften grundsätzlich an:
Die Werkgemeinschaft, ihr Gefüge und ihr Geist, sie sind es, auf die es zum zweiten und für alle Schwachen noch viel mehr ankommt als auf jenen Schutz der zu Fördernden. Denn diese sind die Ausnahme, jene aber bedingen den Zustand der Regel; die Werkgemeinschaft genügt beiden Forderungen der zweiten Gruppe: der höheren eines guten Aufbaus der Gesellschaft, der niederen einer Pflege des Bedürfnisses der Schwachen. Und freilich kommt hier auf die Ordnungen und Abgrenzungen viel an. Die heutige Arbeitsgemeinschaft, soweit sie gesunderweise auf Gefolgschaft beruht, d.h. auf der Unterordnung einer Körperschaft unter das Haupt eines Führers, kann in einem großen Teil der Fälle ihres menschlich wichtigsten und wertvollsten Amtes nicht mehr walten, weil sie zu groß geworden ist. Die Mechanisierung des Lebens hat hier die einfachste Form angenommen, die aber an sich schon verderblich genug ist: die der Steigerung von Umfang und Kopfzahl der Wirtschafts-, der Arbeitseinheiten.20
Von besonderem Interesse ist der Verweis von Jürgen Henningsen auf die 1902 erschienene deutsche Übersetzung des Buches von Ellen Key, Das Jahrhundert des Kindes, denn schon Key sieht die Parallele zwischen Ehe und Arbeitsgemeinschaft, die Eugen Rosenstock zwanzig Jahre später aufgreifen sollte.21 Typische Stimmen zur Arbeitsgemeinschaft nach dem Zusammenbruch von 1918 lauten etwa so:
Die Not der Zeit offenbart so eindringlich wie denkbar die Notwendigkeit der Arbeitsgemeinschaft aller Volkskreise. Wir müssen Brücken schlagen zwischen dem kleineren Volksteil, der geistig arbeitet, und dem größer bleibenden Teil unserer Volksgenossen, der mit der Hand schafft, aber geistig hungrig ist.22
Die alten internationalen Arbeitsgemeinschaften zu erhalten und neue ihnen anzugliedern, in ihren Konflikten gerechte Schiedssprüche zu fällen, durch eine systematische Erziehung der geistigen Führer dem Zynismus der Hetzpresse vorzubeugen: in der Rückwirkung einer solchen Tätigkeit auf die großen Nationalstaaten liegt ein Friedensziel, das realer und dauerhafter ist als das aller Absperrungsfreunde.23
Das Kapitel von Ferdinand Tönnies und Eugen Rosenstock-Huessy ist noch nicht geschrieben. Es kann aber gar nicht anders sein, daß das Hauptwerk „Gemeinschaft und Gesellschaft“ eines der Väter der Soziologie, ein Werk in dem Haus und Haushalt eine Schlüsselrolle spielen, auch ihn beschäftigt hat. Insbesondere die Paragraphen 37 bis 40 des ersten Buches, die dem Thema der Arbeit gewidmet sind, dürften das Interesse des Jüngeren gefunden haben:
Mithin ist eine verbundene Menschheit als natürliches und notwendiges Dasein vorausgesetzt, ja es ist ein Protoplasma des Rechtes vorausgesetzt, als ursprüngliches und notwendiges Produkt ihres Zusammenlebens und Zusammendenkens, dessen fernere Entwicklung wesentlich durch seine gleichsam eigene Tätigkeit, nämlich durch den vernünftigen Gebrauch seines Urhebers geschehen sei.24
Im ersten Band von Eugen Rosenstocks Soziologie von 1925 finden wir folgende Ausführungen:
Berühmt ist die Einteilung aller menschlichen Sozialformen in „Gesellschaft” oder „Gemeinschaft” durch Tönnies geworden. Sie ist zwar nicht ohne Kritik geblieben, aber beherrscht doch sehr weitgehend die populäre Sozialliteratur. Tönnies nennt — roh ausgedrückt — Gemeinschaft die gewachsenen, organischen, unbewußten Gebilde, Gesellschaft alles bloß organisierte, zweckhafte, technische Zusammenleben. Die Tönniessche Einteilung — die auch im Ausland sehr beachtet worden ist — ist neuerdings gefördert worden, indem Hermann Schmalenbach, (an Max Weber anknüpfend), als dritte Kategorie — durch gewisse moderne Bünde und Gemeinschaften aufmerksam geworden — die des „Bundes” als der Begeisterungsform des Zusammenlebens herausgearbeitet hat. Derselbe Schmalenbach hat bereits eine vierte rein religiöse Grundform angedeutet, die er aber ohne Namen läßt und auf Altertum, Mittelalter, Neuzeit und Spätzeit der Völker bezogen. In demselben Band der Dioskuren (1922) gebraucht Joachimsen für diese vierte Form das Wort „Gemeinde”.25
Auch Tönnies führt den Begriff der Arbeitsgemeinschaft in seinem Hauptwerk an:
Wilbrandt sieht als „soziologisch entscheidende formale Gegenüberstellung: ob nun Einer wirtschaftet, oder ob mehrere (zwei oder mehr) wirtschaftend gedacht sind …“. Erstere Form nennt er „Alleinwirtschaft“, letztere „Tauschwirtschaft“ (Wilbrandt 1920: 107). Bei der Beschreibung beider Formen bezieht Wilbrandt sich auch auf Tönnies: „Die Gesellschaft ersetzt nun im großen, was nur die engen Gemeinschaften geboten hatten, so lang Alleinwirtschaft herrschte: sie macht, in weit größerem Maßstab, die Arbeitsgemeinschaft und Arbeitsteilung möglich, in ihr hat jeder nun seinen Platz, er ist nicht mehr angewiesen auf jene früher ihn tragenden und damit fesselnden Gemeinschaftsarten. Die Gemeinschaft löst sich in die Gesellschaft auf (Tönnies).“ (ebd., S.117).26
In diesem Verständnis wäre Arbeitsgemeinschaft eine neue Erscheinungsform gesellschaftlicher Ordnung, die von der eigentlichen Gegenüberstellung von Gemeinschaft und Gesellschaft bei Tönnies abweicht.
In das engere Umfeld der Volksbildung führt der Gebrauch der Arbeitsgemeinschaft bei Robert von Erdberg.
Die Protagonisten dieser reformpädagogischen Konzepte um Robert von Erdberg, Werner Picht, Walter Hofmann, Theodor Bäuerle, Eugen Rosenstock und Wilhelm Flitner – zeitweise auch Martin Buber – schlossen sich im „Hohenrodter Bund“ zusammen und prägten die deutsche Volksbildungs-Bewegung.27
Dem Pionier der Erwachsenenbildung widmete Eugen Rosenstock-Huessy eine Ehrung zum 80. Geburtstag, außerdem ist ihm die Gemeinschaftsschrift mit Werner Picht gewidmet.28 Schon 1910 gab Erdberg im „Verlag der Arbeitsgemeinschaft“ sein Volksbildungsarchiv heraus und unter seiner Leitung wurde ab 1919 die Zeitschrift „Die Arbeitsgemeinschaft“ herausgegeben, bis zur Umbenennung 1924 in „Archiv für Erwachsenenbildung“.29 Eugens Freund Werner Picht zog seit 1919 als Referent im preußischen Kultusministerium die Fäden bei der Institutionalisierung der Erwachsenenbildung.30 Im Begriff der Arbeitsgemeinschaft sah der Kreis um Robert von Erdberg den Gedanken der Erwachsenenbildung überhaupt auf den Punkt gebracht:
Die überschaubare Zahl – „die Arbeitsgemeinschaft“ – wird zum Verwirklichungsprinzip. Aber ein Ausgehen vom Menschen und das Prinzip der Lebensnähe erfordern auch, daß nicht gebende Lehrer und nehmende Hörer, sondern der Austausch, das gegenseitige Geben und Nehmen die Situation in der Arbeitsgemeinschaft prägen.31
Die Arbeitsgemeinschaft ersetzt nicht die geistliche oder die akademische Bildung, aber sie zeigt deren grundsätzliche Begrenzungen. In diesem Zusammenhang soll ein Schatten nicht verschwiegen werden, der auf den Begriff der Arbeitsgemeinschaft fällt. In den heimlich abgehörten Gesprächen der deutschen Generäle in englischer Kriegsgefangenschaft fällt der Hinweis auf die außerordentlichen Leistung Hitlers, die Arbeiter an den Staat herangeführt zu haben:
Denn dieses Prinzip der Arbeitsgemeinschaft, dieser Gedanke, dass der Unternehmer eigentlich der Treuhänder ist des Kapitals der deutschen Arbeit und des sonstigen Kapitals, das klingt so einfach, und das hat noch niemand fertiggebracht.32
Besonders aufschlußreich ist der Kommentar von Friedrich Naumann zum ersten Soziologentag „Technik und Kultur“, der vom 19. bis 22. Oktober 1910 in Frankfurt am Main stattgefunden hatte. Hier wird der Begriff der Arbeitsgemeinschaft in dem Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung von der Familie über den Stamm bis zu Staat und Partei eingeordnet. Obwohl es sich um eine besonders lange Passage handelt, sei sie hier vollständig dokumentiert, da sie nicht leicht zugänglich ist und plastisch das Umfeld beschreibt, in dem sich der Student Eugen Rosenstock orientierte. Später sollte er selbst drei Aufsätze zu Naumanns Zeitschrift „Die Hilfe“ beisteuern. Sein Schwager, der Jurist Hermann Kantorowicz hielt selbst ein Referat in Frankfurt. Ist es übertrieben in diesem Kommentar den Anknüpfungspunkt für den Soziologen Eugen Rosenstock-Huessy zu finden, der fünfzig Jahre später sein soziologisches Hauptwerk vorlegen konnte?
Im Herbste des vorigen Jahres fand in Frankfurt a.M. eine Versammlung statt, die eine Verständigung über die neue Wissenschaft der Soziologie herbeiführen sollte. Der erste Eindruck war kein besonders günstiger, denn es zeigte sich, daß über die allerersten Elemente des neuen Untersuchungsgebietes eine auch nur notdürftige Übereinstimmung nicht vorhanden war. Immerhin zeigte die Tagung, daß vielerlei Geistes lebendig sind, die etwas Gemeinsames suchen. Es ist das Gebiet, auf dem in der Vergangenheit Comte, Spencer, Schäffle, Gumplowicz und Ratzenhofen sich betätigt haben, und welches heute besonders von den Brüdern Max und Alfred Weber, Tröltsch, Sombart, Simmel, Tönnies, Barth und Michels bearbeitet wird. Schon die Nennung dieser Namen zeigt, daß ein großes, sehr vielgestaltiges Problem vorliegt und daß es sich nicht bloß um eine wissenschaftliche Spielerei handelt. Die menschliche Erkenntnis sucht nach einer neuen Art, die Einsicht in das menschliche Wesen zu vermehren. Was ist das Neue?
Als seinerzeit Schäffle langatmige und schwer verständliche Bücher über „Bau und Leben des sozialen Körpers“ veröffentlichte, verlor er sich in übertriebener Ausnutzung eines an sich richtigen Grundgedankens. Er ging davon aus, daß in der menschlichen Gesellschaft etwas ähnliches sich findet wie beim Aufbau des menschlichen oder tierischen Körpers: aus vielen Einzelzellen erbaut sich ein Lebewesen, das noch etwas anderes ist als bloß die Summe seiner einzelnen Teile. Wie der Körper sich aus Zellen zusammenfügt, so setzt sich die Gesellschaft (die Familie, der Volksstamm, die Arbeitsgemeinschaft, die Partei, der Staat) aus Einzelmenschen zusammen, wie aber auch das sorgfältige Studium der Zellen noch keine Physiologie des lebenden Organismus schafft, so schafft auch die bloße Einzelbeobachtung des Menschen noch keine Gesellschaftslehre. Die Arbeitsteilung und gegenseitige Abhängigkeit im Körper ist ein Wissen für sich. Das, was Schäffle übersah, ist aber die Verschiedenheit, die darin liegt, daß die Entstehung der Menschengesellschaft nicht ohne weiteres nach dem Vorbilde der Zellengesellschaft vor sich geht. Der Stoffwechsel im Körper und in der Gesellschaft sind nur äußerlich ähnlich, aber nicht gleich; es gibt in der Gesellschaft nicht Magen, Herz, Lunge, Gehirn als feste örtlich begrenzte Apparate. Man muß deshalb den Vergleich nicht behandeln, als ob er mehr als ein Gleichnis sei. Das heißt mit anderen Worten: der Physiologe hat dem Soziologen nur wenig zusagen.
Etwas mehr schon würde der Zoologe zu sagen haben, wenn er selbst über das Gesellschaftsleben der Tiere bis zu vollen Einsichten gelangt wäre. Aber hier fehlt es bisher. Wir erfahren viel Schönes und Interessantes vom Ameisenstaat, vom Bienenstock, von der Affengesellschaft, vom Hühnerhof, aber eine Art Naturlehre der Tierverfassung an sich scheint sich aus dem allem nicht zu ergeben, da die Tiergesellschaften unter sich außerordentlich verschieden sind. Wie kann auch eine Gesellschaft von Fliegern und eine solche von Vierbeinern dasselbe sein! Der Mensch aber als Zweibeiner und Handverwender ist wiederum eine Nummer völlig für sich. Es wird auch auf diesem Gebiete zwar Ähnlichkeiten geben, aber schwerlich gemeinsame Gesetzte.
Läßt man deshalb Physiologie und Zoologie hinter sich, so meldet sich die vergleichende Volkskunde, die Wissenschaft von den Sitten, Gebräuchen, Rechten der untergegangenen und der noch lebenden Völker. Auf diesem Gebiet haben wir Deutschen in der Person von Adolf Bastian das größte Sammlertalent gehabt, das es überhaupt geben kann. Die Summe der aufgespeicherten Kenntnisse ist Legion, nur wächst mit der Menge des Stoffes die Schwierigkeit, etwas Bestimmtes aus ihm zu lernen. Es entsteht der Eindruck, daß überall unter allen Himmelsstrichen sich gelegentlich verwandte Entwicklungen wiederholen, daß aber daneben jeder Stamm und jeder Winkel seine Absonderlichkeiten hat, die vorläufig nichts sind als Kuriositäten. Der Versuch, den Häckel in der „generellen Morphologie der Organismen“ gemacht hat, die Pflanzen und Tiere nach Stammbäumen und Verwandtschaften zu ordnen, kann innerhalb der Menschengesellschaften noch nicht mit Erfolg unternommen werden. Trotz aller Mühe, die Gobineau und seine Nachfolger, darunter auch Woltmann, sich gegeben haben, die Ursprünge und Gegenseitigkeiten der Rassen zu klären, gibt es hier noch viel Dunkel und wenig Licht. Was weiß man denn eigentlich vom Ursprung der Menschheit? Es ist fast nichts. Der Ausgangspunkt ist in unverkennbarer Ferne, und deshalb fehlt die Möglichkeit einer festen theoretischen Betrachtung.
Die ganze Sache wäre natürlich sehr viel einfacher, wenn die Theorie der reinen Marxisten als des Rätsels letzte Lösung gelten dürfte. Nach ihr nämlich sind alle Unterschiede des Rechtes und der Sitte nur Folgeerscheinungen wirtschaftlicher Vorbedingungen. Ein Stamm erhält seine Eigenart von der Wüste, ein anderer vom Hochgebirge, der eine arbeitet ohne Feuer, der andere versteht Bronze zu schmelzen usw. Aus der Mischung von Geographie und Technik entsteht alles übrige. Das wäre sehr nett, wenn es ausreichend wäre, denn dann könnte man Klassen von Bodenbeschaffenheiten und Feuerverwertungsstufen machen, aus denen man die Herrschafts- und Gesellschaftsverhältnisse ableitet. Ohne die Stärke der materialistischen Theorie ganz zu bestreiten, wird doch heute kein ernsthafter Forscher mit ihr allein auskommen. Die Gruppen von Gelehrten, die sich heute Soziologen nennen, sind bei aller Unterschiedlichkeit darin einig, daß sie keine reinen Materialisten sind. Sie suchen nach gesellschaftbildenden Kräften, die im Blut oder in der Seele liegen, und stehen darum wieder einmal vor den uralten dunklen Mächten: Rasse und Religion. Das neue Buch Sombarts über das Judentum ist sehr charakteristisch für diesen Vorgang. Sombart war von Haus aus Marxist und Materialist, und auch jetzt noch finden sich bei ihm Nachwirkungen dieser Denkweise, aber im Vordergrund seiner neuesten Arbeit steht etwas andres, ein Suchen nach Völkerpsychologie: Gesellschaftswissenschaft als Seelenkunde. Der Kapitalismus, der ihm und andern früher als eine Betriebs-, Rechts- und Wirtschaftsform erschien, wird ihm zur Gesinnungsangelegenheit. Die Moral hält wieder ihren Einzug, aber sie kommt diesmal als geschichtliche Wissenschaft, als die Lehre von den Denkweisen der arbeitenden und handelnden Menschen. Der wollende Mensch ist Subjekt der Menschheitsgeschichte. Als Wollender aber ist er Gesellschaftswesen. Der Wille ist Gemeinschaftserscheinung. Wer kann ihn fassen, deuten, erklären?
In gewissem Sinne nähert sich damit die Wissenschaft wieder dem älteren Liberalismus, aber eben nur in gewisser Art. Das seelische Element steigt wieder im Wert, nur wird es sozialer gefaßt. Der alte Liberalismus ging vom Einzelmenschen aus, als sei er das A und O der Begebenheiten. Dieser Einzelmensch ist für uns zur Erscheinungsform geworden. Er ist nichts als ein Stück innerhalb einer gesellschaftlichen Bewegung. Es gibt keinen Einzelgeist für sich. Aber es gibt Geist. Vom Marxismus ist der Materialismus hinweggestrichen und vom liberalen Idealismus der Individualismus. Damit ist die allgemeine Richtung der Soziologen gegeben. Es kommt etwas wie eine neue Geschichtsauffassung , noch aber kommt es nebelhaft und tappend. Immerhin ist es bedeutungsvoll, daß selbst eine so ehrwürdige Organisation wie der von Professor Schmoller geleitete Verein für Sozialpolitik sich in den Dienst dieser Arbeit stellt, indem er Untersuchungen über das geistige, familiäre, gesellschaftliche Leben der Industriearbeiter veranstaltet, die in den alten Begriff von Volkswirtschaft nicht hineinpassen. Hoffen wir, daß etwas Wertvolles dabei herauskommt.33
Eugen Rosenstocks Sicht der Arbeitsgemeinschaft
Der Text Arbeitsgemeinschaft, der 1920 zunächst in der Schrift „Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution“ erschien und kurz darauf in einer unwesentlich verkürzten Fassung in der von Eugen Rosenstock als Chefredakteur betreuten Daimler Werkzeitung, ist mehr als ungewöhnlich. Zwar greift der Autor die gerade von Arbeitgebern und Arbeitern auf nationaler Ebene vereinbarte Arbeitsgemeinschaft auf, aber die Beispiele die er anführt sind ungewöhnlich drastisch und eigentlich absurd. Er spricht von der Feindschaft zwischen Feuer und Wasser, ja von ihrem Haß. Wie können sich Elemente hassen? Dann wiederum vergleicht er den Konflikt zwischen Kapital und Arbeit mit einer Ehe. Dabei treibt er den Konflikt auf die Spitze indem er den Kampf der Geschlechter als den heftigsten und rücksichtslosesten beschreibt, zu dem Menschen fähig sind:
Nichts klafft so himmelweit auseinander unter aller Menschenart, wie Weib und Mann, wie die beiden Geschlechter.34
Hier flössen „die heißesten Schmerzens- und Reuetränen“, hier drohten Unterjochung und Verrat. Was hat das alles mit der Wirtschaft zu schaffen, muß sich der verdutzte Leser fragen. Aber gerade hier liegt der Kern der Argumentation von Eugen Rosenstock-Huessy. Er sieht den Konflikt zwischen Arbeit und Kapital, zwischen Arbeitern und Unternehmern nur als einen Unterfall des leidenschaftlichsten Kampfes, dessen Menschen fähig sind, dem Kampf der Geschlechter.
Denn die Trennung zwischen den Menschen ist tausendfältig. Nicht nur Mann und Weib, auch Eltern und Kinder, Führer und Geführte, Geistliche und Laien, Offiziere und Soldaten, Arbeitgeber und Arbeiter leben sich auseinander; und das Volksleben droht sich so immer, ganz wie die blinde Natur, in seine Bestandteile aufzulösen.35
Ähnlich drastisch formulierte etwa gleichzeitig Max Weber:
Die Kapitalrechnung in ihrer formal rationalsten Gestalt setzt daher den Kampf des Menschen mit dem Menschen voraus.36
Just bei den Geschlechtern sieht Eugen Rosenstock den Ansatz einer Lösung oder zumindest einer Befriedigung dieses leidenschaftlichen Konfliktes. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist für ihn maßstabsetzend für alle menschlichen Friedensschlüsse, also auch im Fall des Gegensatzes von Kapital und Arbeit:
Wie die erste technische Erfindung vorbildlich bleibt für all die viel größeren nach ihr, so bliebt die Ehe das erste Beispiele eines geglückten geistigen Gesetztes. Auf sie wird jeder blicken müssen, der den Schlüssel zum Friedenstore seines eigenen Streitfalles sucht.37
So wie der Mensch die natürlichen Elemente Feuer und Wasser in der Dampfmaschine und in der Schmiede zu produktiver Arbeit gebändigt habe, so sollte auch die Arbeitsgemeinschaft zu fruchtbarer Zusammenarbeit von Arbeitern und Unternehmern führen.
Der durch die Verblendung der Leidenschaften entstandene Riß in der Natur wird durch die Großtat der Ehe, ihre Erfindung und Einsetzung geheilt.38
Im Konflikt zwischen Kapital und Arbeit übersetze sich die Ehe als Arbeitsgemeinschaft. In der Zentralarbeitsgemeinschaft zwischen den Verbänden der Industriellen und der Arbeiterschaft sieht er den zentralen Ansatz einer Wirkensgemeinschaft just zu dem Zeitpunkt wo die bisherige Wirkensgemeinschaft des deutschen Volkes zerbrochen war.
Die Gegenparteien vereinigen sich in einem Zimmer; sie setzen sich einer dauernden gegenseitigen Berührung, Reibung und Beeinflussung aus, so unbequem das auch sein mag.39
Von diesem Beginn aus habe sich der Grundgedanke in einer gewaltigen Pyramide über die gesamte Arbeitswelt in Deutschland verbreitet und sei schon kurz darauf auch vom Gesetzgeber aufgegriffen worden: „Heut ist sie längst der Kern einer ganz neuen Rechtsepoche geworden“.40 Ab diesem Zeitpunkt würde die Arbeit auf eine vollkommen neue Grundlage gestellt und geistig geordnet. Hätten die Unternehmer bisher ausschließlich mit den Arbeitern ihres Betriebes verhandelt, so entstehe nun ein vollkommen neues System mit Betriebsräten und Tarifverhandlungen, das allerdings erst weiter in der Praxis erprobt werden müsse. Und dessen Bedeutung gehe weit über die Welt der Arbeit hinaus.
Das Wort Arbeit wird in einem übertragenen Sinne gebraucht und bedeutet Politik, Planen und Entschlußfassen. Diese „Arbeit“ soll jetzt gemeinsam vollführt werden, in Form gemeinsamer Auseinandersetzung und Aussprache.41
Jetzt kehre sich das Verhältnis von Regel und Ausnahme um. Der gemeinsame Geist, der mit der Arbeitsteilung verloren gegangen sei, könne auf einer höheren Ebene geheilt werden, zum gemeinsamen Nutzen. Überhaupt werde das gemeinsame Sprechen wiederhergestellt.
Denn nur wenn Menschen miteinander sprechen, können sie sich verständigen, wie es in dem ersten Aufsatz der Werkzeitung heißt, die zuerst auf dem neuen Boden praktisch zu bauen versucht.42
Beide Seiten hätten so die Möglichkeit, ein Verständnis für die Lage des anderen zu gewinnen, um auf einer gesicherten Basis zu verhandeln und sich nicht nur gegenseitig die bösartigsten Absichten zu unterstellen. Zum bisher stummen Arbeiten der Hände trete nun das Sprechen der Geister hinzu. Und wie in einem Nukleus zeigen die Beiträge der Daimler Werkzeitung die Komplexität der Welt der Arbeit, von den Pionierleistungen einzelner Unternehmer, über kreative Ansätze bei der Wohnraumbeschaffung sowie technische Eigenarten bis hin zur Frage, wie ein Verkehrsfahrplan entsteht.43
Aber die Bedeutung der Arbeitsgemeinschaft gehe weit über diesen nationalen Rahmen in der Sondersituation Deutschlands nach dem verlorenen Krieg und der Revolution hinaus. Im freien Spiel der Kräfte, in blinder Natur seien im 19. Jahrhundert gigantische Kräfte entfesselt und enorme Massen in Bewegung gesetzt worden, Städte aus dem Boden gestampft und Fabriken errichtet worden. Im alten Staat war die Welt der Technik ein Fremdkörper, die Welt der Wellen, des Dampfes, der Elektrizität, der Luft und Gase. Diese Elemente der Natur seien in das menschliche Leben hineingerissen worden, aber bisher unbewältigt geblieben.
Freilich stürmen diese Kräfte über die ganze Erde hinweg und umspannen sie mit Leichtigkeit. Darum einigen sie die ganze Erde; darum zwingen sie das ganze Menschengeschlecht zum Zusammenwirken.44
Die mittelalterliche katholische Kirche habe zunächst die Seelen erobert und den Menschen vor der Natur geschützt, der neuzeitliche protestantische Staat habe die Natur als seinen Häftling zurechtgestutzt. Aber beide hätten keinen Sinn für die moderne Technik aufgebracht, so wie auch die „Männer der Technik“ keinen Sinn für Kirche und Staat aufbringen könnten. Für sie sei die Welt der Arbeit nur ein Unterfall der über die ganzen Erde tätigen Gesellschaft: „Denn ihre Kräfte, ihre Funken, ihre Drähte, ihre Flugzeuge, ihre Schiffe, ihre Meßapparate überstürmen die ganze Erde.“45
Grundlage der Marktintegration ist die Arbeitsteilung zwischen Wirtschaftseinheiten: Durch sie werden alle Glieder der Produktionstotalität, die subsistenzwirtschaftlich ein isoliertes Eigenleben mit nur sporadisch-äußerlichem Kontakt zu den übrigen Gliedern führen würden, tendenziell zu einem strukturierten Ganzen zusammengeschlossen. Zur wesentlichen Steuerungsinstanz der marktintegrierten Gesellschaft wird der objektive Mechanismus des Wertes und Preises.46
Aber mit der Arbeitsgemeinschaft beginne wenigstens in Deutschland die bewußte Festsetzung einer neuen Gesellschaftsordnung, die weder staatliche Veranstaltung noch kirchliche Gemeinde sei. Das klinge banal, aber die Arbeitsgemeinschaft sei das Einzige, was Deutschland von den anderen Ländern, vor allem von Rußland und Amerika, unterscheide. Wäre sie nicht, so könnte einer glauben, wir steuerten in ein Fahrwasser, wo wir nur bei einer bolschewistischen Filiale oder einer amerikanischen Kolonie landen müßten.47
Deutschland habe sich immerhin auf den Weg gemacht. Arbeitsgemeinschaft sei der richtige Name für den ersten Schritt auf einem weiten Weg für ein formlos gewordenes Volk der Arbeit. Immerhin bestehe die Hoffnung, daß dem deutschen Beispiel dereinst weitere Länder folgen würden.
Das Naturgesetz der Menschen, daß ein jeder im Schweiße seines Angesichts arbeiten muß, findet seine Lösung in dem neuen, dem ausdrücklichen, dem menschlichen Gesetz von der Gemeinschaft aller Arbeit an der Vollendung der Erde.48
Und auf diesem Wege befinden wir uns noch immer und es ist weniger denn je absehbar, daß die Völker der Welt diesem Beispiel folgen wollen oder folgen können. In seiner fast zeitgleich mit der Arbeitsgemeinschaft erschienenen Schrift Ostblock oder Sibirien führte Eugen Rosenstock aus:
Das aber heißt in Erdteilen denken: Auch in dem entferntesten Volk ein Grenz- und Nachbarvolk erkennen und die Nachbarn umgekehrt plötzlich als bloße Weltteile wie andere auch zu sehen. Die Erde ist rund geworden. Wie in dem Reisetagebuch eines Philosophen, so ist es auch in der Politik, daß uns das Ferne zeitweise nah, die Nähe zeitweise fern rücken muß, auf daß auf diesem Wege der Ineinanderverwandlung das Ausland für uns nicht mehr bloß in perspektivischer Verkürzung sichtbar werde, sondern in seiner wechselnden Eigengewichtigkeit; wir müssen lernen, die Erde nicht mehr nach den Kilometerentfernungen der einzelnen Länder von uns fort zu überblicken (das ist perspektivisch), sondern nach ihrer eigentümlich wechselnden Bestimmung und Leistung im Zusammenleben der Menschheit. An einer Stelle nun hätte der Deutsche zu einer solchen Sehweise vorgeschult werden können: An seiner östlichen Flanke.49
Damit wandelte Eugen Rosenstock in seiner Verständnis einer Arbeitsgemeinschaft auf den Pfaden Johann Wolfgang Goethes und Alexander de Tocquevilles, die die Herausforderung ähnlich auf den Punkt gebracht hatten:
Nur alle Menschen machen die Menschheit aus, nur alle Kräfte zusammengenommen die Welt. Diese sind unter sich oft im Widerstreit, und indem sie sich zu zerstören suchen, hält sie die Natur zusammen, und bringt sie wieder hervor.50
In demokratischen Zeitaltern bewirkt die gesteigerte Beweglichkeit der Menschen und die Ungeduld ihrer Wünsche, daß sie unaufhörlich ihren Standort wechseln und daß die Bewohner der verschiedenen Länder sich vermischen, sich sehen, sich angehören und nachahmen. Nicht nur die Angehörigen eines gleichen Volkes werden sich so ähnlich; die Völker selber gleichen sich wechselseitig an, und alle zusammen bilden für das Auge des Betrachters nur mehr eine umfassende Demokratie, in der jeder Bürger ein Volk ist. Das rückt zum ersten Male die Gestalt des Menschengeschlechts ins helle Licht.51
Und hierbei ergibt sich überhaupt das Charakteristische im Verständnis der Arbeitsgemeinschaft durch Eugen Rosenstock-Huessy. Nur bei ihm gewinnt der Begriff eine planetarische, fast heilsgeschichtliche Dimension und diese Perspektive kann nur gesehen werden, wenn man sie im Kontext der beiden Schwestertexte „Die Tochter“ und „Menschheit und Menschengeschlecht“ deutet. Denn, zusammen betrachtet, interpretieren sich die drei Studien wechselseitig und bilden zusammen den Nukleus der späteren Soziologie, die den Titel „Kreuz der Wirklichkeit“ tragen sollte, vielleicht könnte der eine Text auch Margrit, der andere Franz und der dritte Eugen heißen! Die Fragen, die in diesen drei Aufsätzen behandelt werden, finden ihre zeitgenössische Entsprechung nur in Max Webers „Religionssoziologie“ und Carl Schmitts Exkurs über „Politische Theologie“, der erstmals in der posthum veröffentlichten Festschrift für Max Weber erschienen war.52 Allein der abschließende Aufsatz über „Menschheit und Menschengeschlecht“ bietet eine Politische Theologie in sich. Schon zu Beginn wird die Metamorphose der zwei Schwerter thematisiert, die von den Gegensatzpaaren göttlich/kaiserlich, über christlich/heidnisch, zu geistlich/weltlich und Kirche und Staat führte. In der Gegenwart erschließe sich dieses elementare Verhältnis als Seele/Geist. Und aus dieser Konstellation erwuchs deshalb konsequent sein, bis heute bekanntestes Werk über die europäischen Revolutionen:
Seele ist Sprengstoff, Dynamit. Sie hat sich bisher in großen äußeren gemeinsamen geistigen Bewegungen entladen müssen, in Revolutionen.53
In dieser heilsgeschichtlichen Perspektive deutet der Autor letztlich auch die Arbeitsgemeinschaft. Wir können hier nicht näher auf seine Nietzsche Interpretation eingehen, die grundlegend für die Gegenwartsanalyse ist (Die Lektüre Selma Lagerlöfs und Solovjews fällt in diesen Zusammenhang). Dabei greift er die Geschlechterkonstellation der Arbeitsgemeinschaft auf. Männer und Frauen sollten ihre Unterschiede nicht leugnen und sich unter ihrem Niveau verkaufen, denn damit büßten beide Seiten der Medaille Mensch ihren Sinn ein:
Sobald Mann und Weib sich parallel schalten statt auf Wechselstrom, wird ihr Gedankenaustausch platonisch.54
Fruchtbar sind beide Geschlechter nur in ihrer Eigenart, wie immer auch die konkrete Ausgestaltung aussehen mag:
Denn Mensch sein heißt nicht geschlechtslos sein, sondern zwieschlächtig Mannes und Weibes Art in sich verschmelzen. Der Hang zur Mannsenhaftigkeit und Weibsenhaftigkeit muß also immer wieder überwunden werden. So bedeuten die Namen für die zwei Schwerter Verbindungen höherer Ordnung gegen die Entartung und zur Erneuerung unserer Art. Unser Wachstum und Aufstieg als Träger des Lebens auf der Erde hängt ab von dem Gleichgewicht dieser beiden Kräfte des Menschentums.55
„Heute“, also nach dem Untergang der alten patriarchalischen Ordnungen von Kirche und Staat, drehe sich das Verhältnis der Geschlechter um, wie der Autor aus persönlicher Erfahrungen seiner Studienzeit und noch mehr aus den zeitgenössischen Beispielen der Emanzipation der Frauen herauslesen konnte. Diesen Aspekt hat er in seinem Beitrag „Die Tochter“ herausgearbeitet.
Alle Ordnung und Gliederung des Menschengeschlechts wird verkehrt: dem Manne entsinkt das Schwert, das Weib aber lernt kämpfen, denn es tritt ein in die Politik. Aller Geschlechter- und aller elterlichen Zucht hat sich die Gegenwart auf der ganzen Erde entwunden. Die Menschennatur wird eingestampft zu bloßer Rohmasse.56
Und als wäre dies noch noch nicht genug, findet sich in diese drei Artikel unterschwellig, aber kaum versteckt, die leidenschaftliche Liebesbeziehung Margrit Rosenstocks, Franz Rosenzweigs und Eugen Rosenstock einverwoben, der Vertrauensbruch, die „Todfeindschaft”, die Vergebung und Anerkennung und Versöhnung!
Als sein heilsgeschichtliches Resümee wird man folgende Passage lesen können, die die planetarische Dimension des Dritten Jahrtausend in den Blick nimmt und gerade deshalb nicht nur hochaktuell klingt. Das Christentum in der Deutung Eugen Rosenstock-Huessys ist in eine neue Phase eingetreten: „Solange die Christenheit erst missionierend die Welt erschloß, durfte ihr verhüllt bleiben, dass jeder Mensch auch ein Lügner ist, durften die Christen ihren Namen naiv als Zauberetikett gebrauchen. Aber der Antichrist versiegelt diese Stufe der Namenchristenheit, richtiger: der Wortchristenheit.“57 Dieser Antichrist ist in seiner Sicht mit der zutiefst christlich geprägten Person Nietzsches erschienen, der 1889 dem Wahnsinn verfiel und 1900 verstarb.
In diesem Augenblick brechen darum all die außerchristlichen Religionen des Buddhismus, der Naturvölker, usw. herein über die christliche Welt. Denn erst jetzt ist die Christenheit fähig, bei der Bekanntschaft mit den Schätzen dieses Heidentums über sich selbst zu stutzen. Erschüttert erkennt sie in all ihrem eigenen Bemühen um Mystik, Askese, Kreuzzüge, Wallfahrten, Ablässe, Gebet die Formen des natürlichen Glaubens und Hoffens. All das sind natürliche Mittel und Ausdrücke aller Völker, überall am Werke. Die Christen haben in sich den Fidschiinsulaner, den Buddhisten, den Ägypter, den Parsen und die ganze Fülle des „Aber“glaubens, auch wenn ihn der Mantel der christlichen Liebe verdeckt.58
Aktueller könnte man kaum formulieren, da in Oxford Denkmäler gestürzt werden, allerorts Straßennamen exorziert werden oder kulturhistorische Museen sich mehr mit ihrer Provenienzforschung beschäftigen, als mit der Ausdruckskraft der Kunstwerke selbst, während die wechselwirksame Verschlingung der Völker durch den Kolonialismus heruntergespielt wird. Das war nicht die Perspektive Eugen Rosenstocks. Wollen wir uns wirklich zurückentwickeln zu den brutalen Stammeskulturen, ohne verbindendes Ganzes. Es ist ein erstaunliches Paradox auf das Eugen Rosenstock-Huessy wiederholt hingewiesen hat (vor allem in seiner Göttinger Nachkriegsvorlesung), daß parallel zur Weitung der Perspektive in die Zukunft auch das Interesse für weiter zurückliegende Phasen der Menschheitsgeschichte wächst. Wollen wir eine angeblich heile Welt zurück? Ja, wir wollen all die Schmerzen und das Leid zur Kenntnis nehmen, die Verfolgung, die Diskriminierung und das Unrecht. Aber müssen wir deshalb die Vergangenheit auslöschen?
Der Heiland hat gesiegt. Die Erde ist rund geworden für alle Zeiten. Die Zeit ist eine geworden für alle Zonen. Das Menschengeschlecht ist eins geworden für alle Zonen und Zeiten. Die Bande des Bluts, der Nation, der Rasse, können nie mehr Herr werden über die Einheit des Schicksals. Als ein Mann schreitet die Menschheit der Zukunft entgegen. Sie schickt sich ja an, rund über die Erde hin den Kampf ums Dasein einheitlich auszufechten. Die ersten Keime zu einer Arbeitsgemeinschaft der Menschheit werden gelegt. Die drahtlosen Wellen, die den Funkspruch „an alle“ über die Erden tragen, eben an alle und zu allen, stellen die Menschheit vor die Wahl: irrsinnig zu werden oder aber Eines Geistes an die Arbeit zu gehen. Irrsinnig wird der Mensch, in dessen Kopf sich täglich ein unverständliches Stimmengewirr von Todfeinden zu Worte meldet. Jedes Zeitungsblatt ist aber so mit teuflischen Krähenfüßen besät, die zeigen, daß wir mit ewigen Gegnern zusammengeschmiedet sind in Eine Wirklichkeit, in ein einheitliches Erdenleben. Da hilft uns zur Gesundheit nur die Wendung, die auch im Feind, gerade im Feind und den Mitarbeiter zeigt; die Einheit des Schicksals überreicht die Getrennten. Wir verstehen: gerade die rücksichtslose Gegnerschaft schenkt uns selbst den Ansporn und Reiz des Lebens.59
Seine Eingangsfrage der seelisch-geistigen Gegenüberstellung aufgreifend, deutet Eugen Rosenstock seine Version der Säkularisierungthese an:
Die Gabel: christlich-unchristlich hört auf, die leiblichen Menschen wirksam von außen einzuteilen und räumlich wahrnehmbar zu gliedern. Denn der Unterschied besteht nicht mehr zwischen verschiedenen Personen, seitdem der Herr gesiegt hat. Sondern heut ist der Kampf in jedes einzelnen Menschen Brust verlegt: Da ist heut keiner mehr, der nicht christliche Gedanken in sich trüge, auch wenn er auf eine heidnische „Weltanschauung“ selbstbewußt schwört. Und da ist kein selbstbewußter Orthodoxer, der nicht unchristliches Geistesleben neben oder hinter seiner Orthodoxie birgt. Bisher schien im <in> Bekenntnisschriften das Bewußtsein einwandfrei christlich. Aber gerade sein Bewußtsein wird heut leblos und unchristlich; es verleugnet das Eintreffen des Antichrists, der doch ein Teil der Offenbarung ist. Im Ungläubigen schien das Bewußtsein bisher unzweideutig unchristlich. Aber gerade er schöpft sein gesamtes geistiges Rüstzeug aus den christlichen Denk- und Lebensformen, so wie sie das 19. Jahrhundert, allen voran Goethe, feuereifrig ins „Natürliche“ umgeschrieben hat. Heute gibt es keine außerchristlichen Unterschlupfe mehr.60
Ob es in Dunkeldeutschland noch solch Unterschlupfe gibt, vielleicht in Schnellroda? Jedenfalls ist der Ansatz, den Eugen Rosenstock wählt, klar und deutlich, argumentativ stringent und nicht organisch verschwurbelt oder verquastet. Auf deutlichen Widerspruch wird der vielleicht sehr zeitgenössische Verweis auf den Sozialismus stoßen:
Der Sozialismus, das Evangelium des Hungers, kommt am Ende der christlichen Mission als ihr Non plus ultra: Hier überwältigt das Christentum seinen Gegenpol.61
Übergreifend gemeint ist, dass die Erneuerung der Erde im christlichen Sinn immer vom Geringsten her erfolgt ist und erfolgen muß. In diesem Zusammenhang spricht er von der „Brüderlichkeit der Hungernden“.
Das Argument mag für die westlichen Industrieländer nicht weiter ins Gewicht fallen, aber im globalen Süden sind weiter Millionen Menschen von dieser existentionellen physischen Notlage bedroht. Ist es ein Zufall, daß das Christentum im satten Westen degeneriert und in Afrika und Asien nach wie vor Zulauf findet?
Hatte die Idee der Arbeitsgemeinschaft bei Eugen Rosenstock vor allem die Emanzipation der Gesellschaft von der akademischen Bevormundung im Obrigkeitsstaat im Blick, so scheint diese Hoffnung weiter entfernt denn je. In einer stark geistig gestörten Bildungslandschaft soll inzwischen der „Experte“ den Maßstab für praktisch jeden Gesellschaftsbereich liefern, ob Politik, Medizin oder Erziehung. Schon dem Begriff der „Erziehungs-Arbeit“ ist die darunter liegende Täuschung unschwer anzusehen. Dagegen wurde Eugen Rosenstock-Huessy nicht müde, zu betonen, wer allein die Maßstäbe setzen kann:
Die Mutter pflegt ihr Kind; Nonnen pflegen ihre Schutzbefohlenen; gewerkschaftliche organisierte Schwestern pflegen Patienten. Alles geht in Ordnung, solange die bezahlten und berufsmäßigen Krankenpflegerinnen zugeben, daß die unbezahlte Mutter und die unbezahlte Nonne den Maßstab für das „Pflegen“ errichtet haben und daß nur sie diesen Maßstab aufrecht erhalten.62
Auch er erkennt die Bedeutung der Experten, welcher Fachrichtung und Schublade auch immer an. Aber niemals kann der Experte den Maßstab liefern. So würde der Bock zum Gärtner. Den Maßstab für die Erziehung können nur die Eltern sein, der Maßstab für die Medizin können nur die pflegenden Angehörigen liefern und den Maßstab für Wirtschaft und Politik können nur die Mensch zu Mensch verhandelten und verantworteten Probleme liefern, keine freischwebenden Traumtänzer mit Festanstellung oder Demokratieförderungsprojekte zur Alimentierung abgehalfteter Politiker. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis diese bildungspatentierte Kaste Gespräche in der Öffentlichkeit nur noch nach DIN 666 zuläßt oder bei der Kindererziehung DIN 4711 vorschreibt. Was Erzieher in ihrem Studium lernen müssen, geht jedenfalls genau in diese menschenverachtende Richtung. Zuwendung wird da zur Abrichtung nach rein „theoretischen“ Erkenntnissen, für die es umso mehr Drittmittel regnet. Hier feiert ein angeblich überwundener naiver Idealismus fröhliche Urständ. Und es ist leider zu befürchten, daß bei dieser vollkommen verzerrten Prioritätensetzung über kurz oder lang eine vollkommene Implusion dieser Art von Gesellschaft zu erwarten ist. Frei mit Friedrich Nietzsche: Und dieses Nichts bildet sich ein, den Gipfel der Menschheitsgeschichte erreicht zu haben. Und sie blinzeln und sie haben sich alle lieb.
Es ist ein schlechtes Volk, das heut kraftvoll sein Geschäft betreibt und losbricht zur Arbeit mit schäumender <Marketing-> Kraft: Schieber sind es, ob nun in Wissenschaft, Politik oder Künsten oder Handel.63
Eine andere grundlegende Frage bleibt, selbst nachdem es dereinst eine globale Arbeitsgemeinschaft geben sollte, vollkommen offen:
Die Industriearbeiterschaft ist tendenziell zu einer Interessengruppe unter andern geworden; die Existenzbedingungen im Industriesystem erscheinen als naturwüchsige Lebensformen der modernen Welt. Daß dies möglich wurde, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass ein ökonomischer Kompromiß zwischen Arbeit und Kapital auf Kosten der Natur geschlossen wurde.64
Die Zentralarbeitsgemeinschaft
Befragt man die historische Literatur zur Zentralarbeitsgemeinschaft von 1919 so ist das Urteil durchweg ernüchternd.
Die ZAG war keine erfolgreiche Organisation, und was noch schlimmer ist, nach 1920 war sie noch nicht einmal mehr eine bedeutende Organisation. Viele ihrer täglichen Aktivitäten zwischen 1920 und ihrem Ende Anfang 1924 beschränkten sich auf mehr oder minder langweilige Routine-Geschäfte.65
Es werden kaum Perspektiven zur Tarifpartnerschaft nach dem Zweiten Weltkrieg gezogen, auch wenn die Ausgangssituation für die Arbeiter in ihren Betrieben drastisch geschildert wird:
Noch im letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg bekämpften Polizeibehörden, Staatsanwälte und Gerichte Arbeitsniederlegungen durch Verwaltungsschikanen und eine extensive Auslegung des Strafrechts bis an die Grenze zur Rechtsbeugung.66
Als warnendes Beispiel galt deutschen Unternehmern in der Metallindustrie das englische Beispiel, indem dort die Gewerkschaft einen produktivitätsfeindlichen Einfluß erlangt hätten. „Daher lehnte man Tarifverträge in Deutschland ab. Gleichzeitig trafen die Arbeitgeber untereinander immer wieder Absprachen über Löhne, Arbeitszeiten und -bedingungen – wenn man so will, also einseitige Tarifvereinbarungen.“67 Jedenfalls war vor dem Krieg das Interesse der Industrie mehr als reserviert:
Die Gründung einer Kriegsarbeitsgemeinschaft der Unternehmer und Gewerkschaften in der schon vor dem Krieg tarifvertragsaffinen Holzindustrie im August 1914 blieb ein Solitär. Leipart sah darin ein Vorbild für alle anderen Branchen. Die Generalkommission der Gewerkschaften schlug den Arbeitgeberverbänden im September 1914 deshalb die Ausweitung auf alle Branchen vor, erhielt jedoch keine Antwort.68
Während Eugen Rosenstock vor allem den nichtstaatlichen, gesellschaftlichen Impuls der Arbeitsgemeinschaft betont, wertet einer der besten Kenner der Verhandlungen den politischen Druck auf die Tarifparteien deutlich höher:
Am wichtigsten war jedoch, daß der Staat entdeckte, wie notwendig die Gewerkschaften für die Mobilisierung der Kriegswirtschaft und für die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens waren. Während die Schwerindustrie nur sehr langsam zu dieser Überzeugung kam, überwanden staatlicher Druck, die revolutionäre Situation und die Unruhen nach 1917 den Widerstand der Arbeitgeber gegen kollektive Lohnverhandlungen – was sich am 15. November im Stinnes-Legien-Abkommen manifestierte. In Zukunft sollten die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern auf dem Wege der Übereinkunft zwischen ihren jeweiligen Organisationen geregelt werden, wodurch die Entwicklung von Arbeiter- und Arbeitgeberorganisationen starken Auftrieb erhielt.69
Auswahlliteratur
- Ehrenberg, Richard, Das Arbeitsverhältnis als Arbeitsgemeinschaft, in: Thünen-Archiv. Organ für exakte Wirtschaftsforschung, II.Jg. (1907/09), S.176-202.
- Feldman, Gerald D., Steinisch, Irmgard, The Origins of the Stinnes-Legien-Abkommen. A Documentation. In: IWK = Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Heft 19/20, 1973, S. 45–103.
- Feldman, Gerald D., Das deutsche Unternehmertum zwischen Krieg und Revolution. Die Entstehung des Stinnes-Legien-Abkommens, in: Gerald D. Feldman, Vom Weltkrieg zur Weltwirtschaftskrise. Studien zur deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1914–1932. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984, S. 100–127.
- Feldman, Gerald D. und Steinisch, Irmgard, Industrie und Gewerkschaften 1918–1924. Die überforderte Zentralarbeitsgemeinschaft (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte; Bd.50), Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1985.
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- Krüger, Dieter, Das Stinnes-Legien-Abkommen 1918–1924. Voraussetzungen, Entstehung, Umsetzung und Bedeutung, hrsg.v. Gesamtmetall, Berlin, Duncker & Humblot 2018.
- Organisierter Kapitalismus. Voraussetzungen und Anfänge (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd.9), hrsg.v. Heinrich August Winkler, Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1974.
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- Rosenstock, Eugen, Das Dreigestirn der Bildung, in: Picht, Werner und Rosenstock, Eugen, Im Kampf um die Erwachsenenbildung 1912 – 1926 (Schriften für Erwachsenenbildung; 1.Bd.), Leipzig: Quelle & Meyer 1926, S.20-42.
- Rosenstock, Eugen, Arbeitsgemeinschaft, in: Daimler Werkzeitung, 2. Jg., Nr.7 (1919/20), hrsg.v.d. DaimlerBenz AG, Moers: Brendow Buchkunstverlag o.J. (ND 1991), S.87-93.
- Starke, Marie-Theres, Art. Andragogik, in: Lexikon der Pädagogik, 5. Erg.-Bd., Freiburg; Basel; Wien: Herder Verlag 1964, S.14.
- Weber, Max, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Schriften 1889-1894, hrsg.v. Gerhard Dilcher u. Susanne Lepsius (= MWG I/1), Tübingen: J.C.B.Mohr(Paul Siebeck) 2008.
- Wunsch, Albert, Die Idee der „Arbeitsgemeinschaft“. Eine Untersuchung zur Erwachsenenbildung in der Weimarer Zeit, Frankfurt a.M. u.a.: Verlag Peter Lang 1986.
Sven Bergmann
aus dem Mitgliederbrief 2025-05
-
Max Weber, Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Mit- und Nachschriften 1919/20, hrsg.v. Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Joachim Schröder (= MWG III/6), Tübingen: J.C.B.Mohr(Paul Siebeck) 2011, S.369. ↩
-
N.N., Weltboykott oder Arbeitsgemeinschaft, in: Die Friedens-Warte. Blätter für zwischenstaatliche Organisation, Vol. 18, No. 4 (April 1916), S.117-119. ↩
-
Harry Graf Keßler, Der Völkerbund als Wirtschafts- und Arbeitsgemeinschaft.*) Rede, gehalten auf dem IX. Deutschen Pazifisten-Kongreß zu Braunschweig in der Sitzung vom 2. Oktober 1920, in: Die Friedens-Warte. Blätter für zwischenstaatliche Organisation, Vol. 22, No. 7/8 (Oktober-November 1920), S.210. ↩
-
Harry Graf Keßler, Der Völkerbund als Wirtschafts- und Arbeitsgemeinschaft.*) Rede, gehalten auf dem IX. Deutschen Pazifisten-Kongreß zu Braunschweig in der Sitzung vom 2. Oktober 1920, in: Die Friedens-Warte. Blätter für zwischenstaatliche Organisation, Vol. 22, No. 7/8 (Oktober-November 1920), S.211. ↩
-
FAZ Nr.114 v. 17. Mai 2025. ↩
-
Eugen Rosenstock, Der Sinn der Akademie der Arbeit, in: Werner Picht, und Eugen Rosenstock, Im Kampf um die Erwachsenenbildung 1912 – 1926 (Schriften für Erwachsenenbildung; 1.Bd.), Leipzig: Quelle & Meyer 1926, S.141. ↩
-
Rosenstock-Huessy, Eugen, Friedensbedingungen einer Weltwirtschaft, in: ders., Friedensbedingungen der planetarischen Gesellschaft. Zur Ökonomie der Zeit, hrsg. von Rudolf Hermeier, Münster: Agenda-Verlag 2001, S.155. ↩
-
Eugen Rosenstock, Die Ausbildung des Volksbildners, in: Die Arbeitsgemeinschaft, 3. Jg., H.3/4 (1921), S.86. ↩
-
Vor allem Jürgen Henningsen hat sich in drei Monographien und einem Lexikonbeitrag mit der Arbeitsgemeinschaft als Zentralbegriff der Neuen Richtung der Erwachsenenbildung beschäftigt. Dabei geht er aber kaum auf den allgemeinpolitischen Impetus des Begriffs bei Eugen Rosenstock ein und analysiert den Begriff auch nicht im Kontext der Schrift „Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution“. Dafür bringt er einen extensive Durcharbeitung der zeitgenössischen Zeitschriftenbeiträge. Albert Wunsch wiederum bezieht die Schrift in seine Argumentation ein (mit ausführlicher Bibliographie), ohne aber herauszuarbeiten, daß der Autor weit in die Vergangenheit zurückschaut und weit in die Zukunft „der Gesellschaft“ zielt. ↩
-
Eugen Rosenstock, Das Dreigestirn der Bildung, in: Werner Picht, und Eugen Rosenstock, Im Kampf um die Erwachsenenbildung 1912 – 1926 (Schriften für Erwachsenenbildung; 1.Bd.), Leipzig: Quelle & Meyer 1926, S.30. ↩
-
Eugen Rosenstock, Das Dreigestirn der Bildung, in: Werner Picht, und Eugen Rosenstock, Im Kampf um die Erwachsenenbildung 1912 – 1926 (Schriften für Erwachsenenbildung; 1.Bd.), Leipzig: Quelle & Meyer 1926, S.36. ↩
-
Theodor Mommsen, Antwort an Harnack, 3. Juli 1890, in: Ders., Reden und Aufsätze, Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1905, S.209. ↩
-
Der Sammelband bietet eine Fülle von Parallelen zu späteren Schriften Eugen Rosenstocks. Sie erklärt warum sich der Schüler als einer der ersten mit dem Nachlaß Barthold Georg Niebuhrs beschäftigte, dem carmen avale nachging, sich akademisch orientierte und möglicherweise wirft die Lektüre von Mommsens Kritik an Treitschke auch neues Licht auf den Übertritt von Eugen Rosenstock zum Christentum. Dazu auch der Aufsatz „Universitätsunterricht und Konfession“ von 1901. ↩
-
Weber, Max, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Schriften 1889-1894, hrsg.v. Gerhard Dilcher u. Susanne Lepsius (= MWG I/1), Tübingen: J.C.B.Mohr(Paul Siebeck) 2008, S.288. ↩
-
Weber, Max, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Schriften 1889-1894, hrsg.v. Gerhard Dilcher u. Susanne Lepsius (= MWG I/1), Tübingen: J.C.B.Mohr(Paul Siebeck) 2008, S.295. ↩
-
Weber, Max, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Schriften 1889-1894, hrsg.v. Gerhard Dilcher u. Susanne Lepsius (= MWG I/1), Tübingen: J.C.B.Mohr(Paul Siebeck) 2008, S.204. ↩
-
Friedrich Wilhelm Förster, Christentum und Klassenkampf. Sozialethische und sozialpädagogische Betrachtungen, Zürich: Druck und Verlag von Schultheß & Co. 1908, S.252ff. ↩
-
Friedrich Wilhelm Förster, Christentum und Klassenkampf. Sozialethische und sozialpädagogische Betrachtungen, Zürich: Druck und Verlag von Schultheß & Co. 1908, S.107. ↩
-
Richard Ehrenberg, Das Arbeitsverhältnis als Arbeitsgemeinschaft, in: Thünen-Archiv. Organ für exakte Wirtschaftsforschung, II.Jg. (1907/09), S.176-202. ↩
-
Kurt Breysig, Von Gegenwart und von Zukunft des deutschen Menschen, Berlin: Georg Bondi 1912, S.122. ↩
-
Jürgen Henningsen, Zur Theorie der Volksbildung. Historisch-kritische Studien zur Weimarer Zeit (= Schriften zu Volkshochschulfragen ,Bd.20), Berlin: Carl Heymanns Verlag 1959, S.71ff. ↩
-
Max Apel, Die Volkshochschule im neuen Deutschland, Berlin 1919, S.6. ↩
-
N.N., Weltboykott oder Arbeitsgemeinschaft, in: Die Friedens-Warte. Blätter für zwischenstaatliche Organisation, Vol. 18, No. 4 (April 1916), S.119. ↩
-
Tönnies, Ferdinand, Gemeinschaft und Gesellschaft. 1880 – 1935, hrsg.v. Bettina Clausen und Dieter Haselbach (= Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe; Bd.2), Berlin; Boston: Walter de Gruyter 2019, S.367ff. ↩
-
Eugen Rosenstock-Huessy, Soziologie I: Die Kräfte der Gemeinschaft, Berlin und Leipzig: Walter de Gruyter 1925, S.228. ↩
-
Tönnies, Ferdinand, Gemeinschaft und Gesellschaft. 1880 – 1935, hrsg.v. Bettina Clausen und Dieter Haselbach (= Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe; Bd.2), Berlin; Boston: Walter de Gruyter 2019, S.89. ↩
-
Albert Wunsch, Die Idee der „Arbeitsgemeinschaft“. Eine Untersuchung zur Erwachsenenbildung in der Weimarer Zeit, Frankfurt a.M.: Verlag Peter Lang 1986. ↩
-
Eugen Rosenstock, Robert von Erdberg, in: Unterhaltungsbeilage Nr.54 der Schlesischen Zeitung v. 6. Juni 1926; Werner Picht, und Eugen Rosenstock, Im Kampf um die Erwachsenenbildung 1912 – 1926 (Schriften für Erwachsenenbildung; 1.Bd.), Leipzig: Quelle & Meyer 1926. ↩
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Robert von Erdberg, (Hrsg.), Volksbildungsarchiv, Berlin: Verl. d. Arbeitsgemeinschaft 1910. ↩
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Jürgen Henningsen, der sich vor allem mit den pädagogischen Aspekten der Erwachsenenbildung beschäftigt hat, liefert auch „biographische Notizen“ zu den Akteuren, wobei auffällt, daß ein Portrait Werner Pichts fehlt: Ders. (Hrsg.), Die neue Richtung in der Weimarer Zeit. Dokumente und Texte (= Schriften zur Erwachsenenbildung), Stuttgart: Ernst Klett Verlag 1960, S.158-162. ↩
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Albert Wunsch, Die Idee der „Arbeitsgemeinschaft“. Eine Untersuchung zur Erwachsenenbildung in der Weimarer Zeit, Frankfurt a.M.: Verlag Peter Lang 1986, S.55. ↩
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Sönke Neitzel, Abgehört. Deutsche Generäle in britischer Kriegsgefangenschaft 1942-1945, Berlin: Propyläen 2005, S.91ff. ↩
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Friedrich Naumann, Soziologie, in: Die Hilfe, XVII. Jg., Nr.21 (1911, 25.Mai), S.322-323. Es ist mehr als bezeichnend, daß selbst historisch forschende Soziologen diesen Text nicht kennen! ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.254ff. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.256. ↩
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Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie. Unvollendet 1919-1920, hrsg.v. Knut Borchardt, Edith Hanke, Wolfgang Schluchter (= MWG I/23), Tübingen: J.C.B.Mohr(Paul Siebeck) 2013, 262. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.256. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.255. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.258. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.259. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.261. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.262. Gemeint ist die seit 1919 erscheinende Daimler Werkzeitung. ↩
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Andreas Möckel, Eugen Rosenstock-Huessy (1888-1973), in: Daimler Werkzeitung 1919/20, hrsg.v.d. DaimlerBenz AG, Moers: Brendow Buchkunstverlag o.J. (ND 1991), S.IX-XI. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.265f. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.266. ↩
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Rolf Peter Sieferle, Der unterirdische Wald. Energiekrise und Industrielle Revolution <1982>, Lüdinghausen und Neuruppin: Landtverlag 2021, S.70. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.268. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.269. ↩
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Eugen Rosenstock, Ostblock oder Sibirien, in: Osteuropa und wir. Das Problem Rußland erörtert von Dr. Eberhard Sauer, Dr. Eugen Rosenstock, Prof. Dr. Hans Ehrenberg (= Neuwerk-Bücherei; 2), Schlüchtern: Neuwerk-Verlag 1921, S.74. ↩
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Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman, hrsg.v. Hans-Jürgen Schings (= Sämtliche Werke. Münchner Ausgabe; Bd.5), 8. Buch, 5. Kapitel, München: Carl Hanser Verlag 1988, S.553. ↩
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Alexis de Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika. ↩
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Hauptprobleme der Soziologie. Erinnerungsgabe für Max Weber, 2 Bde., hrsg.v. Melchior Palyi, München; Leipzig: Verlag von Duncker & Humblot 1923. ↩
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Eugen Rosenstock, Menschheit und Menschengeschlecht, in: Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.301. ↩
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Eugen Rosenstock-Huessy, Soziologie, 2. Bd.: Die Vollzahl der Zeiten, Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag 1958, S.511. ↩
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Eugen Rosenstock, Menschheit und Menschengeschlecht, in: Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.289. ↩
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Eugen Rosenstock, Menschheit und Menschengeschlecht, in: Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.290. ↩
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Eugen Rosenstock, Menschheit und Menschengeschlecht, in: Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.296. ↩
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Eugen Rosenstock, Menschheit und Menschengeschlecht, in: Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.296. ↩
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Eugen Rosenstock, Menschheit und Menschengeschlecht, in: Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.299. ↩
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Eugen Rosenstock, Menschheit und Menschengeschlecht, in: Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.298f. ↩
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Eugen Rosenstock, Menschheit und Menschengeschlecht, in: Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.300. ↩
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Eugen Rosenstock-Huessy, Heilkraft und Wahrheit. Konkordanz der politischen und der kosmischen Zeit, Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk 1952, S.140. ↩
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Eugen Rosenstock, Die Tochter, in: ders., Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution (Der Bücher vom Kreuzweg erste Folge), Würzburg: Patmos-Verlag 1920, S.270. ↩
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Rolf Peter Sieferle, Der unterirdische Wald. Energiekrise und Industrielle Revolution <1982>, Lüdinghausen und Neuruppin: Landtverlag 2021, S.349. ↩
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Gerald D. Feldman und Irmgard Steinisch: Industrie und Gewerkschaften 1918–1924. Die überforderte Zentralarbeitsgemeinschaft (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte; Bd.50), Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1985, S.7. ↩
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Dieter Krüger, Das Stinnes-Legien-Abkommen 1918–1924. Voraussetzungen, Entstehung, Umsetzung und Bedeutung, hrsg.v. Gesamtmetall, Berlin, Duncker & Humblot 2018, S.49. ↩
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Dieter Krüger, Das Stinnes-Legien-Abkommen 1918–1924. Voraussetzungen, Entstehung, Umsetzung und Bedeutung, hrsg.v. Gesamtmetall, Berlin, Duncker & Humblot 2018, S.67. ↩
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Dieter Krüger, Das Stinnes-Legien-Abkommen 1918–1924. Voraussetzungen, Entstehung, Umsetzung und Bedeutung, hrsg.v. Gesamtmetall, Berlin, Duncker & Humblot 2018, S.76. ↩
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Gerald D. Feldman, Der deutsche Organisierte Kapitalismus während der Kriegs- und Inflationsjahre 1914—1923, in: Organisierter Kapitalismus. Voraussetzungen und Anfänge (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd.9), hrsg.v. Heinrich August Winkler, Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1974, S.156. ↩