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Otto Kroesen: Das Johannesevangelium und das Gesetz der Technik

Als ob wir nicht schon genug vom Krieg in der Ukraine hätten, bricht auch der Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt, oder, mehr beschränkt, den Palästinensern, der Hamas, wieder aus. Nun, zu diesem Wort “genug haben” muss ich gleich anmerken, dass es noch einige versteckte Konflikte gibt, wie im Jemen, im Kongo, im Sudan und mehr. Zusammen prägen sie die Situation, in der wir uns befinden. Anstatt Partei zu ergreifen und die Ungerechtigkeiten der einen mit denen der anderen quantitativ oder qualitativ zu vergleichen, möchte ich hier den Versuch unternehmen, die Hintergründe zu verstehen und Auswege zu finden. Bob O’Brien, ein amerikanischer Student von Rosenstock-Huessy, der eine Zeit lang im Rosenstock-Huessy-Haus in Haarlem wohnte, sprach mich einmal auf meine Verantwortung an. Er drückte mir seinen Zeigefinger auf die Brust und fragte: “What is the predicament we are in?” („In welcher misslichen Lage stecken wir?”) Er setzte sich für die Einrichtung von so genannten “planetarischen Posten” ein, Zentren, von denen aus junge Menschen an der Vorbereitung einer neuen Welt arbeiten und die Ruinen der Vergangenheit beseitigen und ausheilen könnten. Er hoffte, dass das Rosenstock-Huessy-Haus in Haarlem ein solcher “planetarischer Posten” werden würde. Wenn wir die zyklische Gegenwart hinter uns lassen wollen, ist die Frage legitim: “What is the predicament we are in?” Otto Kroesen

Rasit Bal, der sich für die Professionalisierung der Imame in den Niederlanden einsetzt, schrieb am 3. November 2023 einen kurzen Artikel in der Tageszeitung Trouw über den Konflikt zwischen Israel und der Hamas 1. Ein paar Sätze helfen uns auch vor diesem Hintergrund. Der Titel des Artikels lautet “Die Zweistaatenlösung ist keine Lösung, weil die Palästinenser keinen Staat wollen”. Er schreibt: “Die moderne Staatsbildung, wie wir sie in Europa kennen, ist in der islamischen Welt tatsächlich noch in der Entwicklung. Außerdem gibt es große Unterschiede. In Gebieten, in denen Araber die Mehrheit bilden, ist die Stammesbindung oft noch dominant.” Und: “Die palästinensischen Araber wollen einfach in Sicherheit leben, als gleichberechtigte Stämme. Die große Mehrheit fühlt sich nicht mit der Hamas und der palästinensischen Autonomiebehörde verbunden. Daher ist es auch sehr fraglich, ob die Zweistaatenlösung ihre Lösung sein kann. Sie knüpft in keiner Weise an ihre historischen Erfahrungen an”. Es kommt nicht sehr oft vor, dass in der öffentlichen Debatte auf den Stammescharakter hingewiesen wird, der die arabischen Gesellschaften immer noch weitgehend prägt. Die Staatsbildung befindet sich noch in der “Entwicklung”, wie er sagt. Damit deutet er implizit an, dass sie sich in diese Richtung bewegen sollte, aber zur gleichem Zeit leugnet er dies wieder, wenn er die Zweistaatenlösung für Israel und Palästina nicht akzeptiert. Kurzum, es gibt etwas gegen seine Position einzuwenden. Mir geht es aber nicht darum. Es geht mir auch nicht darum, die arabischen Gesellschaften stammesorientiert und damit rückständig zu erklären. Damit wird die Komplexität des traditionellen Stammeslebens unterschätzt, und mehr noch: Die Moderne drängt sich auch diesen Gesellschaften auf. Das Problem der arabischen Gesellschaften, wie auch der afrikanischen, besteht genau darin, dass sie Teil von zwei Welten sind 2. Das eine Bein steht in der Moderne, was immer das genau bedeutet. Das andere steht immer noch fest in den alten Traditionen, die sich aus Clan und Stamm ableiten. Das macht die Situation verwirrend, oft auch für sie selbst.

Rasit schreibt weiter: “Für die palästinensischen Araber ist die nationale Bindung eine noch seltsamere Angelegenheit. Sie haben ihr Leben jahrhundertelang ohne einen Staat gelebt. Dafür gab es weder einen Bedarf noch eine Notwendigkeit. Sie lebten in Frieden und Ruhe neben palästinensischen Christen und Juden. Sie hatten ihre Familien, ihre Stämme, ihr Land, ihr Wasser und ihre Olivenbäumen. Ihr soziales und wirtschaftliches Leben war vollständig in dieses Umfeld eingebettet. Für sie war es wichtig, dass sie ihr eigenes Leben führen konnten: Wer in der Region regierte, interessierte sie nicht. Außerdem waren alle besser dran, wenn es eben keinen Staat gab. Politische Aufmerksamkeit hat in der Region immer zu Konflikten und Kriegen geführt.”

Wer das liest, denkt: Wenn nur alles so wäre wie früher. Aber so kann es nicht mehr sein. Ja, wenn man einen eigenen Hof hat und die zentrale Verwaltung weit weg ist, dann ist es einem egal, wer einen regiert, solange die Steuern nicht zu hoch sind. Aber in unserer Zeit ist die Wirtschaft nicht mehr lokal organisiert. Die zentrale Verwaltung ist in greifbare Nähe gerückt, und das Leben wird nun unmittelbar von ihr beeinflusst. Was ist die Ursache dafür? Es ist die Technologie, die den Raum schrumpfen lässt, denn die Regierungspolitik und die Weltmarktpreise wirken sich unmittelbar aus. Waren werden über große Entfernungen transportiert, und zwar nicht nur weg vom Dorf mit seinen Olivenbäumen, sondern auch dorthin. Dieselbe Technologie macht das Leben schneller: Man hat ein Handy, Internet und ein Auto. Das hat zur Folge, dass die alten Lebensmuster unter großem Druck stehen. Die jungen Leute wollen in die Stadt ziehen. Sie wollen nicht mehr im kleinen Rahmen leben. Sie wollen sich entfalten und ihr eigenes Leben führen, aber jetzt stoßen sie an die Decke des nahen zentralstaatlichen Machtapparats mit seiner Hierarchie, Klientelismus und Kontrolle. Das in sich geschlossene Leben und der langsame Rhythmus des kleinen Dorfes fallen einerseits der Nostalgie mit der Sehnsucht nach einer idealisierten Vergangenheit und andererseits den großen Träumen von einer unerreichbaren Zukunft zum Opfer.

Rosenstock-Huessy hätte meiner Meinung nach noch einen vierten Punkt hinzufügen können: Das Gesetz der Technik macht die traditionellen hierarchischen Regierungen noch autokratischer. Jemand hat einmal sehr schön bemerkt: Als der Papst für unfehlbar erklärt wurde, hatte niemand bedacht, dass er auch ein Telefon bekommen würde. Ohne Telefon, Internet und einige andere technische Mittel hat ein unfehlbarer Papst viel weniger Einfluss, als seine Unfehlbarkeit an sich vermuten ließe. Aber so ist es auch mit Regierungen. Afrikanische Präsidenten und Generäle neigen manchmal immer noch dazu, wie die Häuptlinge von einst zu regieren, autoritär und paternalistisch. Aber die Häuptlinge von einst hatten nicht die technischen Mittel, um alle zu kontrollieren 3. Sie konnten nicht einmal die Einziehung der Steuern überall in ihrem Gebiet regeln. Sie konnten nicht verhindern, dass sie von den Stammesältesten mit Hilfe ihrer junge Männer aus dem Amt gejagt wurden, wenn sie nicht nur paternalistisch (das war immer so), sondern auch autokratisch (Solisten, die nicht auf den Ältestenrat hören) wurden. Jetzt haben sie eine Armee zur Verfügung und sind mit allen technischen Mitteln ausgestattet. Die checks and balances der alten Ordnung sind nicht mehr vorhanden, und die neuen checks and balances sind noch nicht völlig funktionsfähig. Das macht die Situation unübersichtlich. Die Menschen wissen nicht mehr, an welche Moral sie sich eigentlich halten sollen.

Rosenstock-Huessy und seine Anhänger erwarteten und hofften, dass die Interaktion zwischen sozialen Akteuren durch die grammatikalische oder dialogische Methode die Lösung für Entwurzelung und Verwirrung sein würde. 4 Durch das Gespräch, den Austausch von Gesichtspunkte, das Aufeinanderzugehen und Miteinanderarbeiten könnten gegenseitige Verantwortung, Unterstützung und Visionen in der Gesellschaft wachsen. Eine globale Gesellschaft ohne Zentrum würde entstehen. Ohne Zentrum, weil es keine Instanz gibt, die stark genug ist, um allein den Kurs zu bestimmen. Nicht, dass zivilgesellschaftliche Organisationen und Staaten verschwinden würden. Aber auch hier würden Interaktion, Austausch und Gespräche den Weg zum gemeinsamen Handeln weisen, indem sie Unterstützung dafür schaffen. Das klingt vielversprechend. Aber hat nicht dasselbe Gesetz der Technik durch die Stärkung gerade autokratischer Regime diese Hoffnung und Erwartung grundlegend konterkariert? Rosenstock-Huessy und seine Zeit haben die Gründung der Sowjetunion zur Zeit der russischen Revolution miterlebt. Die Steuerung der Gesellschaft durch technische Organisation und zentrale Planung war, so Rosenstock-Huessy selbst, das zentrale Merkmal der Russischen Revolution 5. Aber konnte er vorhersehen, wie diese zentralistische Politik die Welt erobern würde? Zweifellos war der sowjetische Sozialismus für die arabischen Länder (insbesondere für die Baath-Parteien in den arabischen Ländern) ebenso attraktiv wie für die afrikanischen Länder und Lateinamerika und natürlich auch für China, unter anderem als Mittel zur zentralen Kontrolle. Das gilt für Nyereres gut gemeinten Paternalismus in Tansania ebenso wie für Mugabes tyrannisches Regime in Simbabwe. In der Tat gab es in diesen Ländern nichts zwischen dem zentralen Machtzentrum und der unteren Ebene der Clans und Familien: Es gab keine oder kaum Organisationen. Das lässt dem Zentralstaat keine andere Möglichkeit, als die Gesellschaft und die Wirtschaft direkt zu lenken. Clan, Stamm und Familie erscheinen dann nur noch als Hemmschuh. Jede andere Form der Selbstorganisation der Gesellschaft war oder ist (manchmal immer noch) nicht vorhanden.

In den 1920er Jahren formulierte Rosenstock-Huessy seine Erwartungen an die Gesellschaft als Alternative zu Staat und Kirche. Nach der Herrschaft der Kirche in den ersten 1000 Jahren unserer Zeitrechnung und nach der Herrschaft des Staates in den zweiten 1000 Jahren würde die Gesellschaft, d.h. das freie Spiel der gesellschaftlichen Kräfte und Mächte und Personen in ihrem dreigliedrigen Zusammenspiel, in einer kontinuierlichen Auseinandersetzung die Geschichte bestimmen 6. Keine zentrale Regierung könnte von einem Punkt aus Kontrolle ausüben. Nun haben freilich die Menschen im Westen durch eine Kette von Revolutionen bereits gelernt, in allen möglichen Rechts- und Organisationsformen unabhängig von Kirche und Staat, auch in großem Maßstab und in großen Gebieten, untereinander Kontrolle auszuüben und zu kooperieren. Im Laufe der Geschichte sind zu nennen: die Kirche selbst (damals noch von unten organisiert in Opposition zur kaiserlichen Macht des Römischen Reiches), Mönchsorden, Zünfte und Städte, souveräne Staaten, unabhängige Richter, Gewerkschaften, Vereine, Stiftungen, politische Parteien, öffentliche Meinung mit freier Presse, Parlamenten, und so weiter und so fort. Durch jahrelange Einübung hat sich so etwas wie anonymes Vertrauen etabliert: Man geht davon aus, dass der andere einen nicht betrügt (z. B. mit minderwertigen Produkten), bis das Gegenteil bewiesen ist. Das funktioniert ungeheuer dynamisch. Wo das trotzdem schief geht, kann man sich auf die Rechtsgleichheit und damit auf den Rechtsstaat verlassen. Die Konsequenz dieses Zusammenspiels unzähliger Akteure ist, dass niemand mehr nach festen Traditionen in einem geschlossenen Dorf lebt. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit in weiten Bereichen wird zur Realität. Diese offene Interaktion war selbst eine Voraussetzung für die Entwicklung der Technologie 7. Alles ist in Bewegung, und die Menschen lernen und müssen lernen, ständig neue Verbindungen herzustellen. Dies wiederum führt zu technischen Innovationen, die wiederum die Gesellschaft neu beleben. Das Tempo hat sich im 19. und noch mehr im 20. Jahrhundert derart beschleunigt, dass sich in unserer Zeit die Zusammensetzung des Netzwerks von Kollegen und Freunden etwa alle 15 Jahre komplett verändert hat und sich Familienmitglieder oft fremd werden.

Angesichts dieser Situation präsentierte Rosenstock-Huessy seine Lehren von Sprache und Geschichte als Lösung und Ausweg. Wenn das Dorf eine zu kleine Geschichte bietet, wird die große Geschichte der menschlichen Species zu einer neuen Quelle der Inspiration. Wenn man seinen Horizont im Raum erweitert, soll man auch nach breiteren und tieferen historischen Horizonten und Wurzeln suchen. Wenn sich die Zusammensetzung von Kollegen und Freunden von Jahr zu Jahr ändert, macht intensivere Sprache auch kurzfristige Kontakte intensiv und bedeutungsvoll, so dass die Menschen füreinander bürgen, wenn auch nur vorübergehend 8. Die grammatikalische Methode von Rosenstock-Huessy oder die dialogische Methode von Buber, wie auch immer sie genannt werden, sollte Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund auch in kurzfristigen Verbindungen Halt geben, indem das Gespräch intensiver gestaltet wird 9. Tragfähigkeit bedeutet: sich gegenseitig in Verantwortlichkeiten zu unterstützen, damit sie gemeinsam werden und in die Realität umgesetzt, institutionalisiert werden können. Dies würde (sollte) zu einer Intensivierung der Zivilität und Kommunalität führen, die einst in die italienischen Städten begann.

Wir leben 100 Jahre später. Hat nicht die unvorhergesehene von mir vorgeschlagenen vierte Komponente des Gesetzes der Technik diese von Rosenstock-Huessy und seinen Anhängern erwartete Entwicklung widerlegt? Durch die technischen Möglichkeiten des Verkehrs, der Computer, des Internets und jetzt der KI hat der Zentralstaat seine alte Machtposition gestärkt, und wo nicht der Zentralstaat diese Funktion wahrnimmt, sind es die großen Technologiekonzerne, die auf ihre Weise Markt und Gesellschaft zu einer Totalität organisieren. Eine autoritäre Befehlsstruktur in den östlichen Ländern und ein instrumenteller Managementansatz in den liberalen Demokratien führen in dieser Hinsicht zum gleichen Ergebnis: Die Menschen lernen nicht miteinander zu sprechen oder nicht genügend, um durch eingeübte Verantwortung Unterstützung für gemeinsames Handeln aufzubauen. Die Länder des Südens, insbesondere in Afrika, leiden oft unter beiden Ansätzen, abwechselnd oder gleichzeitig.

Erweist sich die grammatikalische Methode von Rosenstock-Huessy und die damit gegebene Intensivierung der Sprache also als überholt? Oder ist es vielmehr so, dass die Zeit dafür erst jetzt reif wird? Letzteres ist eine reale Möglichkeit. Denn merken wir nicht in so gut wie jeder Krise, die sich abzeichnet, das Ende der Möglichkeiten autokratischer Befehlsstruktur und liberaler Instrumentalisierung? Es war Ulrich Beck, der in seinem Buch Risikogesellschaft in den 1980er Jahren darauf hinwies, dass immer mehr Krisen entstehen, während die Institutionen, die gemeinschaftliches Handeln unterstützen sollten, zunehmend erodieren 10. Wer ist noch Mitglied einer Gewerkschaft, einer politischen Partei oder einer Kirche? Gibt es noch eine informierte und verantwortungsbewusste Mehrheit der Bürger?

Entwurzelung bedeutet: ohne Vergangenheit leben. Instrumentalisierung bedeutet: wie ein Rädchen in der Maschine zu arbeiten und so kurz gehalten zu werden und/oder sich klein zu machen 11. Wenn Entwurzelung und Instrumentalisierung der gemeinsame Nenner sind, mit dem sich junge Menschen (und ältere Menschen meist gleichermaßen) in Ost, West und Süd konfrontiert sehen, dann wird Rosenstock-Huessys grammatikalische Methode erst in unsere Zeit ihr volles Gewicht bekommen. Wenn sein Werk nicht wiederentdeckt wird, wird es sicher neu erfunden werden.

Sind Entwurzelung und Instrumentalisierung lediglich soziologische Probleme? Werden die religiösen Traditionen in der soziologischen Arbeit von Rosenstock-Huessy nur mitgeschleppt? Ist die religiöse Komponente in seinem Werk zeitgebunden, vergangen und gesellschaftlich irrelevant für uns? - Erst in jüngster Zeit ist mir bei der erneuten Lektüre von Ehrenbergs Buch “Heimkehr des Ketzers” und dem, was Rosenstock-Huessy und Andere in der Korrespondenz “Not Chosen” darüber schreiben, klarer geworden, was diese religiöse Komponente in ihrer Arbeit bedeutet. Sie ist verwandt mit dem, was sie unter Ketzern und der Ketzerkirche verstanden 12. Im Netzwerk der Gesellschaft sollte die Ketzerkirche führend und richtungsweisend sein - so formulierten sie es mehrfach in ihren Briefen und Büchern. Bisher hatte ich das so verstanden, dass bis ins 20. Jahrhundert hinein verschiedene Traditionen einander bekämpften und so unabhängig voneinander weiterwuchsen. Verschiedene Gruppen gehen ihren eigenen Weg. Dann, ab dem 20. Jahrhundert, würde die Zeit kommen, in der sich diese verschiedenen Gruppen und Traditionen wieder annähern würden: Ihre Ohren würden sich füreinander öffnen und sie würden lernen, dass sie sich gegenseitig korrigierten und ergänzten und dass sie eigentlich alle auf ein tieferes Verständnis des Antlitzes Gottes hinarbeiteten, das die Menschen anruft. Das ist nicht unwahr, aber jetzt begann der Punkt, den ich soeben meinte, besser durch zu dringen. Wer bis ins 20. Jahrhundert hinein revolutionär sein wollte, musste sich von der Tradition abwenden und etwas Neues beginnen, den Protestantismus oder die Aufklärungsphilosophie und Liberalismus oder Sozialismus und so weiter. Diejenigen, die das taten, und die Gruppen, die das taten, hatten also endlich selber etwas zu sagen, d.h. Ich sagen: ich leiste meinen besonderen Beitrag zur Gesellschaft. Ich sagen, heißt oft: Aber ich! Ich mache die Dinge anders! Ich sagen heißt, einen innovativen Weg zu gehen und mit der bestehenden Gruppe und Tradition zu brechen. Von nun an wird es anders sein. Bei der Heimkehr des Ketzers läuft der Ketzer nicht mehr mit einem Teil der Wahrheit voraus, im Gegenteil 13. Wer jetzt etwas zu sagen haben will, muss sich in die Traditionen und die Geschichte vor seiner Zeit vertieft haben! Das Eintauchen in die Tradition bewirkt eine Vertiefung des Selbst, des Ichs, von mir, natürlich nicht des “Ichs”. Ich werde dadurch mehr ich, innerlich vertieft. Nur dadurch habe ich jetzt etwas zu sagen und kann die revolutionäre zukunftsverändernde Funktion erfüllen, die bisher nur durch einen Bruch mit der Tradition zustande kommen konnte. Das ist es, was mit der Ketzerkirche gemeint ist: Wer vorwärts läuft, muss jetzt aus der Vergangenheit schöpfen. Sonst gelingt dieses Vorwärtslaufen nicht. Es wird zur Wiederholung, zum Stehenbleiben und Drehen im Kreis. Diese Vertiefung schmälert nicht die Ausdruckskraft des Ichs, sondern ermöglicht sie, ermöglicht die Ausdruckskraft des Ichs, das ich bin. Nur wer richtig zugehört hat, hat auch etwas zu sagen.

Ehrenberg und Rosenstock-Huessy haben dieses Ereignis auch als das johanneische Zeitalter bezeichnet. Es ist das johanneische Zeitalter, das diese Vertiefung des Selbst verwirklicht, indem es mich als das Ich, das ich bin, in die Sprache einbezieht, die mich bestimmt. In den ersten 1000 Jahren der christlichen Ära stehen die Evangelien im Mittelpunkt. In den zweiten 1000 Jahren gewinnen die Briefe des Paulus ein nie dagewesenes Gewicht. Seit unserer Zeitrechnung erwirbt sich Johannes eine Zuhörerschaft, und zwar nicht nur, weil er noch nicht an der Reihe war. Es ist die besondere Stellung, die er im Chor der Stimmen der Bibel einnimmt.

Johannes macht das Kreuz zu einem allgemeinen Gesetz, und er tut es zugleich als persönlicher Freund, dessen Selbst mit dem Jesu verschmilzt. Aber das ist zu kurz und zu summarisch.

Das Johannesevangelium zeichnet sich durch einige auffällige Unterschiede zu den anderen Evangelien aus. Johannes berichtet zwar weniger Wunder, aber die Wunder, von denen er berichtet (Kana, Bethesda, Lazarus, u.a.), tragen das Kennzeichen, dass die historische Tatsache/das Wunder und die Verdichtung/Bedeutung eng miteinander verbunden sind. Das historische Ereignis wird zum Symbol. In Kana wird das Wasser zu Wein, und das rettet die Hochzeit, aber mit diesem Ereignis im Dorf Kana wird gleichzeitig die Ehe zwischen Gott und Mensch erneuert, dank des Blutes Christi, das der wahre Wein ist. Lazarus - Jesus liebte ihn - wird von den Toten auferweckt, aber mit seinem Namen symbolisiert er gleichzeitig den ersten Hohepriester, der im Alten Testament die Nachfolge Aarons antrat, Eliezer. Mit anderen Worten: Israel selbst wird von den Toten auferweckt. Aber zu einem hohen Preis. Die Auferweckung des Lazarus ist der unmittelbare Anlass dafür, dass Jesus abgeholt und ans Kreuz genagelt wird.

Kreuz und Auferstehung Christi sind nicht nur der Wendepunkt der Geschichte, sondern die gesamte Vor- und Nachgeschichte ist daran beteiligt. Der Prolog des Johannes handelt von dem Wort, durch das die Welt von Anfang an geschaffen wurde, und Christus ist dieses Wort 14. Im abschließenden Kapitel argumentiert Johannes, dass die Welt nicht die Bücher enthalten kann, die geschrieben werden sollten, um weiter zu erzählen, was alles durch dieses Wort bewirkt wurde.

Bei Johannes findet eine Berufung der Jünger nicht statt. Statt zwölf werden nachdrücklich nur sieben genannt. Auch eine Verherrlichung auf dem Berg gibt es nicht. Erst als die Griechen (wahrscheinlich griechisch sprechende Juden) Jesus sehen wollen (Kapitel 12), ertönt eine Stimme vom Himmel und Jesu Wort “Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alles zu mir ziehen” (32). Die Verherrlichung findet nicht auf dem Berg statt, sondern am Kreuz. Jesus ist weniger ein Fertigprodukt, das vom Himmel herabkommt, als in den anderen Evangelien, sondern es ist die Kreuzigung des Menschensohnes, die die Inkarnation des Gottessohnes verwirklicht.

Bei Johannes gibt es auch keine Versuchung in der Wüste. In den anderen Evangelien bildet die Versuchung in der Wüste den Abschluss der Entwicklung Jesu zum kommenden Christus. Jetzt ist er bereit für seine Aufgabe. Deshalb beginnen die Evangelien mit der Versuchung in der Wüste. Auch nach Rosenstock-Huessy können wir über das Leben Jesu vor seinem öffentlichen Auftreten nur Vermutungen anstellen 15. Johannes hingegen gibt einige subtile Hinweise auf eine Entwicklung und ein Wachstum Jesu zu seiner Aufgabe 16. Johannes legt Zeugnis für Jesus ab (Johannes 1), aber Jesus tauft dann immer noch auf die gleiche Weise wie Johannes damals. Johannes der Täufer bleibt in der Wüste, wie es die Sekte der Essener tat, die zu einem sittlich hohen Leben aufrief. Auch nach Ansicht der Essener, die in der Wüste ein solch sittlich hohes Leben führen wie Johannes der Täufer, muss früher oder später jemand damit heraus kommen! Johannes hat dieses Herauskommen eines höheren moralischen Lebens in Jesus gesehen: er wird derjenige sein, der das tut. Er wird es auf die Landkarte bringen. Jesu Auftreten im Tempel, bekannt als die so genannte Tempelreinigung, bei der er die Wechselbälger und Händler vom Tempelplatz in Jerusalem vertreibt, ist dieser Schritt nach außen. Doch beim Wunder der Brotvermehrung (Johannes 6) tritt Jesus selbst auf die Bremse. Er zieht sich plötzlich zurück: “Jesus verstand, dass sie ihn zwingen wollten, mit ihnen zu gehen, und ihn dann zum König erklären würden”, sagt Johannes. Es scheint, als ob die Versuchung zum Königtum hier Teil seines eigenen Entwicklungsprozesses ist: So sollte es nicht laufen, wird ihm klar, nachdem er die Menge gespeist hat (immerhin das Mindeste, was von ein König erwartet wird).

Wieder steht Jesus auf der Bremse, als ihm die Menschen in Jerusalem entgegenkommen. Schnell setzt er sich dann auf einen Esel (Johannes 12,12). In den anderen Evangelien ist dies eine geplante Aktion, bei der Jesus im Voraus Anweisungen gibt, einen Esel zu besorgen, um auf ihm sitzend in Jerusalem einzuziehen. Hier bei Johannes kommt das Volk zu ihm mit den Worten “Hosanna! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn, des Königs von Israel”. Und dann: “Jesus sah einen Esel stehen und setzte sich auf ihn…” - Es sieht hier eher nach einer Notmaßnahme aus: Er sieht diesen Esel im letzten Moment stehen und um nicht als Freiheitskämpfer gesehen zu werden, ergreift er die bessere Möglichkeit, als Friedensfürst in Jerusalem einzuziehen. Es gibt also Anzeichen für Schritte des Wachstums, der Richtungswahl, der Anpassung. Das ist es, was ihn menschlich macht. Und es ist der Jünger, den Jesus liebte, Johannes, der mit diesem Wachstum wächst. Mehr als in den anderen Evangelien liegt die Betonung bei Johannes auf dem “Ich” Jesu: “Ich sage euch…” und “Ich bin es…”. Das Ich des Johannes verschmilzt mit dem Ich von Jesus. So wie Jesus mit Autorität Ich sagen musste, so muss es nun auch Johannes tun. Er soll in Jesus bleiben und so bleibt Jesus in ihm.

Johannes soll “ich” sagen außerhalb der institutionellen Unterstützung der Kirche. Wir würden erwarten, dass die Institution selbst Dauer gewährt: also Petrus an der Spitze der Kirche in Rom. Am Ende des Johannesevangeliums fragt Petrus, was aus diesem Jünger (Johannes 21), also aus Johannes, werden soll. Und er erhält die Antwort: “Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht dich das an?” Was auch immer mit dieser Antwort gemeint ist, Johannes wird hier als der Bleibende hingestellt und nicht Petrus, der die institutionelle Kirche aufbauen wird. Könnte es sein, dass Johannes in seinem hohen Alter bereits gesehen und vorausgesehen hat, dass diese Institution, die vor seinen Augen Gestalt annimmt, ebenso sehr ein Hindernis wie ein Medium zur Veränderung ist? Johannes beklagt sich in seinem dritten Brief über einen Diotrefes, der die Gemeinde leitet, ihn aber ausgrenzt. Hat Johannes schon gemerkt, dass immer wieder diejenigen, die “ich” sagen, oft gerade diejenigen sind, die ohne institutionelle Absicherung ihr Amt ausüben müssen und auf sich allein gestellt sind? Genau das ist aber auch das, was vom Evangelium “bleibt”, wenn wir in Jesus “bleiben”. Denn dann bleibt diese Kraft auch in uns.

Rosenstock-Huessy hat über den Evangelisten Johannes geschrieben zu Ehren von Hans Ehrenberg in Die Sprache des Menschengeschlechts 17 unter dem Titel “Die störende Anwesenheit des Johannes”, ein Titel, der sich auch stillschweigend auf Hans Ehrenberg selbst beziehen kann (Hans = Johannes). Durch seine Rolle außerhalb der Kirche als inoffizieller Gläubiger konnte Johannes den Geist davor bewahren, von der Kirche vereinnahmt zu werden. Kirchenleute neigen immer dazu, die eigentliche Bedeutung des Jetzt zu unterschätzen. Gott, der am Anfang und am Ende da ist, ist auch jetzt da, und so wird von ihm als dem immer Gleichen gesprochen. Das ist eine Rechtfertigung dafür, eingefahrene Bahnen weiterzuführen. Außerhalb der Institution hat jedoch der Freund Autorität, der von Herz zu Herz mit Jesus spricht. Im Jetzt spricht er das Notwendige, und dieses Notwendige muss vom Anfang her und im Hinblick auf das Ende verstanden werden. “Und dank diesem Johannes wird nun der Heilige Geist umfassender als der in der Kirche des Sohnes und im Volke des Schöpfers wehende Geist. 18”. Das johanneische Christentum ist nicht eine dritte Kirche nach Rom und nach Wittenberg. Das johanneische Christentum “erhöht den Heiligen Geist über den bereits begriffenen Geist. Es verlangt von uns allen, die sich auf den Geist Gottes zu berufen wagen, dass wir noch von ihm unbegreiflich ergriffen werden können auch in der absurdesten und widerborstigsten Gestalt, damit die Kluft zwischen Gott dem Unbegreiflichen und dem Begriff Gottes in unserem Kopf nie sich verringere.”19.

Entwurzelung und Verwirrung kennzeichnen auch unsere Zeit. Die Tendenz ist unwiderstehlich, diese Krankheit mit Mehrfachrezepten zu behandeln. Herrscher und Völker ziehen kurze Linien zu ihrer eigenen Vergangenheit unter ihrem eigenen kleinen Baldachin und bauen darauf auf, um eine Zukunft für ihre eigene Existenz und ihr eigenes Volk zu entwerfen. Auf diese Weise wiederholen sich alte Konflikte, und die Geschichte dreht sich im Kreis, um erneut blutig mit schon früher gelernte Lektionen konfrontiert zu werden, ohne dass ein Fortschritt erzielt wurde. Wer dagegen etwas zu sagen haben will, muss die Linien verlängern, weiter in die Vergangenheit hinein. Das maßgebliche Ich, ich, kann nur für die Zukunft sprechen, wenn es ein Knotenpunkt der Stimmen der Vergangenheit ist. Zu diesem Zweck schrieb Rosenstock-Huessy sein soziologisches Werk sowie sein zweibändiges Werk über die menschliche Sprache. Sich darauf einzulassen, bedeutet eine Vertiefung meines Ichs, meines Selbst, und aus dieser Tiefe, der Tiefe der Seele, kann ich Worte sprechen, die Frieden schaffen. Solange wir als Menschen das nicht können, sind wir Menschen des Augenblicks, die sich mit zu kleinen Teilwahrheiten gegenseitig die Köpfe einschlagen. Die Institutionen, die uns unterstützen, können uns nicht die Verantwortung abnehmen, zutiefst “Ich” zu sagen. Ohne den Schutz solcher Institutionen müssen wir, muss ich, immer wieder wagen, unter freiem Himmel zu sprechen, zu antworten. Aber ich kann dies nur tun, wenn die Stimmen derer, die dies bereits getan haben, in meinem Herzen erklingen.

Otto Kroesen

aus den Mitteilungen 2023-12

  1. Rasit Bal, Tweestatenoplossing is geen oplossing want Palestijnen willen geen staat, Trouw, 3-11-2023. 

  2. Das folgende Buch behandelt diese Frage für den afrikanischen Kontinent. Kroesen, J. Otto, Darson, R., Ndegwah J. David, 2020. Cross-cultural Entrepreneurship and Social transformation: Innovative Capacity in the Global South, Lambert, Saarbrücken, 331pp. 

  3. Ayittey, G.B.N., 2006. Indigenous African Institutions, 2nd Ed., Transnational Publishers, USA. 

  4. Rosenstock-Huessy, E. 2001, Friedensbedingungen der planetarische Gesellschaft: zur Ökonomie der Zeit, Ed. Rudolf Hermeier, Agenda Verlag, pp.103-113. 

  5. Rosenstock–Huessy, E., 1989. Die Europäischen Revolutionen und der Charakter der Nationen, Moers, Brendow (Orig. 1931), pp.491 ff. 

  6. Rosenstock-Huessy, E., 1926. Vom Industrierecht, Rechtssystematische Fragen, Sack, Berlin, Breslau, Kapitel 5, Mächte, Kräfte, Namen und juristische Personen, pp.76 ff. 

  7. Ein gutes Beispiel ist die Erfindung des Faxgerätes. Solange verschiedene Hersteller versuchten, ihr eigenes Faxgerät als Standard zu vermarkten, wurden Faxgeräte wenig genutzt. Erst als die verschiedenen Marken ihre Produkte kompatibel machten, wurde das Faxgerät ein Erfolg. So Misa, T. J., 2004. Leonardo to the internet – Technology and culture from the Renaissance to the present. Baltimore and London, Hopkins University Press, pp.236-239. 

  8. Diese zeitlich begrenzte, aber intensive Einbindung von Arbeitsteams war die Idee hinter der Umwandlung von Werkstätten in halbselbstständige Unternehmen in Rosenstock-Huessy, E., 1997.Werkstattaussiedlung – Untersuchungen über den Lebensraum des Industriearbeiters, Brendow, Moers (Orig. 1922). 

  9. Buber ist am bekanntesten geworden und hat damit die Bezeichnung “dialogische Methode” geliefert. Rosenstock-Huessy selbst spricht immer von der grammatikalischen Methode. Die verschiedenen Modi der Grammatik beugen uns vor. Die Bezeichnung “grammatikalische Methode” betont also mehr, dass wir, so sehr wir in der Grammatik gefangen sind, nicht ohne weiteres die Initiative in unserem eigenen Sprechen haben. 

  10. Beck, U., 1986. Risikogesellschaft – Auf dem Weg in eine andere Moderne, Suhrkamp Verlag. 

  11. Die Hauptfront, die Rosenstock-Huessy konsequent bekämpft, ist die objektivierende Wissenschaft, die dazu führt, dass der Mensch als Teil der Natur angesehen wird. So wird der Mensch zu einem der Rohstoffe, den “Ressourcen”. Infolgedessen wird der Mensch kurz gehalten: “He must stoop to the level which can be maintained in the incessant stream of twenty-four hour processes of production. He is “laid on” and “laid off” as stream or light are turned on and turned off” – The Christian Future – or The Modern Mind Outrun, New York, 1946, pp.16. 

  12. “Not Chosen But Laid On Me By God”, The Surviving Letters of Franz Rosenzweig and Margrit and Eugen Rosenstock-Huessy, (1917–1929) February 2022 version 1.0 Ehrenberg, H. 1920. Die Heimkehr des Ketzers – eine Wegweisung, Patmos Verlag, Würzburg. 

  13. Das Wort Ketzer bedeutet „rein”. Der Ketzer (griechisch: katharos) reinigt einen Teil der Wahrheit. Die griechischen Bezeichnungen Häresie und Häretisch bezeichnen aber den Teil der Wahrheit, für den der Ketzer steht, und die Spaltung, die das schafft (griechisch: hairesis). Der Häretiker verabsolutiert einen Teil der Wahrheit. 

  14. Christus ist dieses Wort: Von nun an bedeutet sprechen Ergebung , Entlehrung. Christus als Logos bedeutet Kenosis. Die Geschichte nach Christus kann ohne diese Realität nicht existieren, denn wer spricht (oder “antwortet”), übernimmt eine Verantwortung und verliert sich selbst an sie. Ohne das gibt es keine Zukunft. So erhält das Sprechen nach Christus eine neue Qualität. 

  15. So in “Die Frucht der Lippen” in Rosenstock-Huessy, E 1964. Die Sprache des Menschengeschlecht, Bd. II, Verlag Lambert Schneider, Heidelberg. 

  16. John A. T. Robinson, 2011, The Priority of John, Wipf and Stock (Orig. 1985). Robinson hatte zuvor, 1976, ein Buch mit dem Titel Redating the New Testament veröffentlicht, in dem er die These vertrat, dass alle Bücher des Neuen Testaments bereits vor dem Jahr 70 fertiggestellt wurden. In beiden Büchern geht er fast wie ein Detektiv vor, mit einem Auge für Details und Fakten und weniger für theoretische Entwürfe. Mit dem Vorrang des Johannes meint er nicht, dass Johannes zuerst geschrieben wurde, sondern dass seine Chronologie der Ereignisse die Grundlage ist, von der aus man auch die anderen Evangelien nur richtig interpretieren kann. Niemand hat seine Datierung so präzise vorgenommen wie Johannes. 

  17. Bd. I, 259-265. 

  18. Ibid. 263. 

  19. Ibid. 265.