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Clinton C. Gardner: Thesen

Das dialogische Denken verkörpert im Kreuz der Wirklichkeit kann jetzt zusammengefasst werden in 10 Thesen zur Sprache:

  1. Es gibt 4 grundlegende Arten des Sprechens: a) imperativ b) subjektiv c) narrativ d) objektiv.
  2. In jeder wichtigen menschlichen Erfahrung erfahren wir alle 4 jener Arten des Sprechens in dieser Ordnung.
  3. Jede Art des Sprechens verhält sich in Richtung/zu einer verschiedenen personalen oder Gruppenorientierungen zu Zeiten und Räumen: a) imperativ in Richtung auf/zur Zukunft, b) subjektiv in Richtung unseres „inneren Raumes“, c) narrativ in Richtung der Vergangenheit, und d) objektiv in Richtung auf die/ zur äußeren Welt.
  4. Jede Art des Sprechens gehört zu einer Person der Grammatik: a) der imperativ zum „Du“; b) das subjektive zum Ich; c) der narrativ zum WIR; und d) das objektive zum ER, SIE, oder SIE (Plural).
  5. Wenn wir die Sache dieser Sprechorientierungen und grammatischen Personen prüfen, sehen wir dass sie ein Kreuz der Wirklichkeit bilden, in dessen Zentrum jede Person oder Gruppe sich selbst findet.
  6. Eine logische Folge zum Axiom des Kreuzes ist, dass seine Zukunftsorientierung die wichtigste ist; wenn wir Vokative oder Imperative hören, sind wir zur aufgefordert zu antworten.
  7. Was wir die menschliche Psyche nennen, oder Seele, ist geformt durch diese vier Lebensperspektiven, durch die „kreuzförmige“ Rede Erfahrung aufgestellt / gesetzt durch das Kreuz der Wirklichkeit.
  8. Wenn wir realisieren, daß das Kreuz der Wirklichkeit die wesentlichen Muster der Sprache in dem menschlichen Bewußtsein zeigt, können wir auch wahrnehmen daß es eine dialogische Methode für die Humanwissenschaften schafft
  9. Das Kreuz der Wirklichkeit bildet die Handlung der Hochsprache ab, der voll-artikulierten Sprache, in jeder Person oder Gruppe; solche Rede errichtet Beziehungen zu anderen, schafft Frieden, und erzählt die Wahrheit. Und solche Rede kann wahrgenommen werden als der Weg auf dem der Geist gegenwärtig und aktiv ist in Menschen. Daher können wir Sprechen/Rede den Körper des Geistes nennen.
  10. In religiösen Begriffen können wir dazu kommen, dass Hochsprache die Verkörperung dessen ist was Christen den Heiligen Geist nennen. Es folgt das der trinitarische Gott nicht etwas ist an welches wir glauben müssen; das Gott schon in uns ist, als die besondere Kraft unserer Humanität, als die Gnade die wir im Zentrum unseres Lebens finden. Die theologischen Kategorien des Vaters (Schöpfung), Sohnes (Erlösung), und des Geistes (Offenbarung) beziehen sich, respektvoll gesprochen, auf drei Arten des Sprachens/der Rede und ihre grammatischen Personen. Daher bezieht sich der Vater auf die narrative Rede und die Vergangenheit und wir; Sohn bezieht sich auf die subjektive Rede der inneren Person und Ich; Spirit bezieht sich auf die imperative Rede in Richtung auf die Zukunft und Du.

Alle 10 Thesen zusammengenommen, etablieren die dialogische Methode als einen fundamental neuen Weg des Denkens über die menschliche Wirklichkeit.
Von grundlegenden Beobachtungen über Sprache und Grammatik, und über die innere Person und die äußere Welt, schreiten sie vor zu der Verwirklichung, daß Hochsprache die Verkörperung des Heiligen Geistes ist. Wenn wir den Geist verkörpern, folgt daß wir auch den trinitarischen Gott verkörpern.

Diese Thesen präsentieren das Kreuz der Wirklichkeit als ein Bild wie der Geist in uns wirkt und Gott in uns spricht. Daher ist es ein gründlich panentheistisches Bild, eines das das aufkommende christliche Paradigma verstärkt, wie es früh beschrieben wurde von Bonhoeffer und Tillich – mehr gegenwärtig von Borg und Spong. Im nächsten Kapitel werden wir sehen wie. Diese Thesen liegen hinter der Geschichte, die Rosenstock-Huessy’s Out of Revolution uns erzählt.“

Fünf weitere Thesen Gardners (Aao 199-202) zum Verhältnis Religion und Wiessenschaft

„… Zu diesen 10 Thesen können wir nun fünf weitere hinzufügen, solche die ihr Vertrauen in Richtung auf Versöhnung von Wissenschaft und Religion fortsetzen:

  1. Der Heilige Geist als der menschliche Geist: Weder natürliche noch soziale Wissenschaft sollten einen Begriff zu der Art von Christenheit – oder Religion generell – haben, die ich hier präsentiert habe. Das Herz der Christenheit – und von aller wahrhaft inspirierten Religion – ist die Erkenntnis, daß Gottes Geist in jedem von uns lebt. Rosenstock-Huessy und seine Verbündeten sind fähig gewesen zu beschreiben, wie Gottes Geist in uns lebt, indem sie die Geheimnisse der Sprache/Rede entschlüsselten. Heute können wir den Heiligen Geist erkennen als ein universales kreatives Prinzip, die Geistes Handlung in allen Personen. Und dieser Geist, welcher einst ausgedrückt schien als göttlicher Logos, kann jetzt erkannt sein als das schöpferische Wort. Daher, wenn wir die Wunder /mysteries/ erforschen wie Sprache/Rede, das Wort, in uns wirkt, erforschen wir zugleich wie der Heilige Geist in uns wirkt/arbeitet.
  2. Der Logos ausgedrückt in aller Menschheit: Wenn wir starten auf der Basis der Anerkennung, daß Hochsprache der Leib des Geistes ist, können wir weiter realisieren daß der Logos, das Wort das im Anfang war, das Wort ist das nicht nur in Jesus Christus Fleisch geworden ist sondern in allen den Generationen vor und nach ihm. Das heißt, die Generationen unseres Glaubens reichen zurück zu denen die zuerst ihre Toten bestatteten – and sprachen oder sangen einige Worte zu ihrem Lob. Sie schließen alle Menschen guten Willens ein. Sie schließen jene ein die in Stämmen leben und dann in den großen Reichen – die Ägypter, Perser, und Chinesen. Sie schließen Muslims ein die ihren Zweck als Frieden sehen, Geradeso wie sie die Buddhisten, Taoisten, und Konfuzianer einschließen – die immer dazu neigten friedvoller zu sein als ihre Christlichen oder Muslimischen Brüder.
  3. Anthropologie oder Theosis: Seit die christliche Tradition immer erklärt hat, daß Vater, Sohn und Geist /co-equal and co-eternalised/ gleich und ewig in der Gottheit sind, ist was immer wahr ist für den Geist auch wahr für Vater und Sohn. Alle drei Personen der Trinität sind Kräfte die in uns wirken – zusammen: Daraus folgt, daß wenn wir dazu kommen zu verstehen wie die Sprache/Rede, als Geist, uns in wertvolle Personen umwandelt, lernen wir auch wie Gott als Vater und Sohn uns gleichzeitig in solche Personen verwandelt. Dies ist der Prozeß den unsere christlichen Kirchenväter als Anthropourgie beschrieben, und den die Ostkirche Theosis genannt hat.
  4. Von Theismus zu Panentheismus: Das panentheistische Verständnis Gottes ist nicht etwas Neues. Sein kürzester bester Ausdruck war St.Paulus, und es kam zur vollen Blüte in Meister Eckart. Seit Irenäus im zweiten Jahrhundert ist es das dominante Thema in der Östlichen Christenheit gewesen. Durch Solovyov, Berdyaev, Bulgakov, und Florensky, war es die charakteristische Spiritualität von Rußlands Silbernen Zeitalter. Durch Whitehead, Hartshorne, Tillich (und viele andere), fand es eine Heimat/ein Haus in den Vereinigten Staaten. Während jeder Ausdruck davon verschieden ist, schlagen sie alle vor, daß wir fähig sind und die Idee von Gott als einer unabhängigen, wissenden Entität /Wesen/ aufgeben sollten, einer übernatürlichen Macht getrennt von uns, vor uns, und über uns. Diese theistische Konzeption einer autonomen Entität, die außerhalb der Schöpfung ist, ist positiv zu zerstören – weil es unserer Realisierung wie Gottes fortdauerndes Leben in uns ist im Wege steht. Die Dauerhaftigkeit allen Lebens auf Erden, hängt an uns.
  5. Die neue Transzendenz: Das neue Paradigma der Christenheit, wie es in den vorausgehenden vier Thesen präsentiert wurde, bietet uns eine neue Vision der Transzendenz. Die alte Vision – ob in Judentum, Christentum oder Islam – war auf die Vorstellung gegründet, daß es eine transzendentale Macht gibt, eine übernatürliche Macht, die sich außerhalb des Universums, außerhalb der Schöpfung, außerhalb der Geschichte, außerhalb der Evolution, außerhalb der Menschen aufhält. Im Gegensatz dazu haben uns Rosenstock-Huessy und seine Verbündeten eine überzeugende Klarheit gegeben, daß eine transzendentale Macht wirkt im Universum, im Prozeß der Schöpfung, in der Geschichte, wirkend an der führenden Ecke der Evolution, immer gegenwärtig in Menschen. Diese Macht jedoch, ist nicht übernatürlich. Sie ist in uns gegenwärtig alle Zeit – und zeigt sich wann immer wir das Wort sagen, das zu sprechen nötig ist. Es ist die Macht der Sprache/ der Rede. Es ist das Wort ward Fleisch in der gesamten Menschheit.

Wenn wir diese fünf neuen Thesen zusammennehmen mit ihren zehn Vorgängern zur Sprache, haben wir fünfzehn fortschreitende Darlegungen, die aufeinander aufbauen. Ich behaupte daß, seit sie starten mit beweisbaren Behauptungen über Sprache/Rede, und behalten diese Basis, wenn sie sich in das Reich der Religion bewegen, bleiben sie verankert in dem Beweisbaren, im Rationalen und im Logischen. Daher sollten sie sehr akzeptabel sein für Bewußtseine geformt durch Descartes und der Aufklärung, für Bewußtseine die Wissenschaft für einen gegebenen Schlafrock halten.\ Selbstverständlich zeigt uns das Kreuz der Wirklichkeit, daß der Schlafrock der physikalischen Wissenschaft unter dem liegt das wir nur kennen über die äußere Front, die materielle Welt der Natur.

Taylor’s Frage nach den zwei Realitäten, der physikalischen und der spirituellen – und „falls Gott eins ist, wie kann dann die Realität zwei sein?“ – bettelte nach einer Antwort. Diese 15 Thesen sind die Antwort diese Buches. Sie erzählen uns, daß das Kreuz der Wirklichkeit den Schnittpunkt zwischen diesen beiden Realitäten zeigt: den physikalischen Außenraum der Welt, der von der Wissenschaft erkannt ist, und den spirituellen Innenraum der Person, die nur uns selbst bekannt ist. Dann aber geht das Kreuz weiter, erweitert unsere Vision über diesen Dualismus hinaus. Durch die Hinzunahmen der zwei Dimensionen der Zeit, zeigt es daß wir in einer vier-dimensionalen Wirklichkeit leben – und, daß wir Gottes Leben leben, wann immer wir Chronos in Kairos wenden.

Seit jeder von uns lebt im Zentrum des Kreuzes, sind unsere Leben entscheidend /crucial /, nicht nur für uns selbst aber für die gesamte Menschheit. Im Zentrum des Kreuzes gibt es keine zwei Realitäten; stattdessen werden vier Realitäten eine. Wir brauchen nicht länger zwei verschiedene Handbücher.

Rosenstock-Huessy und seine Verbündeten haben uns gezeigt, wie alles was wir wissen, verbunden ist, wie alles in Beziehungen ist, von den mehr spirituellen zu den mehr materiellen. Wie ist das Spirituelle verbunden mit dem Physikalischen? Sie überschneiden sich im Zentrum des Kreuzes, wo unsere Leiber, die im Raum existieren, wie Sternstaub, gekreuzt sind vom Geist, der in der Zeit existiert, in Kairos Zeit.

Zum Schluß, eine einfache Voraussetzung liegt hinter allen fünfzehn Schritten in der Logik dieses Buches. Es ist die Voraussetzung, daß das Sprechen/die Rede der Leib des Geistes ist. Das ist die Logik des Logos ….“

aus: Clinton C. Gardner, Beyond Belief 2008, 81f Übersetzung: Thomas Dreessen

aus dem Mitgliederbrief 2024-08